Insofern sind maschek selbst gewissermaßen Spindoktoren, indem sie dem Politikerpersonal – und den dazugehörigen Fernsehbildern – ihren eigenen Drall verleihen.
In „SPIN“ dreht sich alles um die Inszenierung in der Politik. Die Show beginnt allerdings mit einer Polit-Rentnerin. Angela Merkel blickt versonnen aus ihrem Büro. Dann Greta Thunberg, sie zeigt sich entsetzt von dem vielen Klima-Aktivismus („Ich will ja nur das Klima retten“). Ursula von der Leyen zeigt einen skurrilen Faible für Flaggen. Nach einer Viertelstunde merkt man: Es ist noch kein einziger Mann persifliert worden.
Das männliche Geschlecht schlägt mit umso mehr Pomp, Testosteron und Trara zurück. Putin, Kim Jong-un und Erdogan marschieren auf, und ihr Imponiergehabe wirkt im Kontrast umso gockelhafter. Auch Milliardäre wirken beim Start von phallischen Raketen (Jeff Bezos) oder beim Twitter-Antrittsbesuch mit einem Waschbecken (Elon Musk) wie banale Übertreibungskünstler – also bis zur Kenntlichkeit entstellt. Markant auch der Auftritt von Boris Johnson, der als Consultant mit oberösterreichischem Slang beweist, dass es in der Politik letztlich ums Verkaufen geht. Dass sich der Inhalt dann oft nach Umfragen – oder eben Spins – richtet, hat Johnson im realen Leben bewiesen.
Wenn es auch keinen großen Erzählbogen gibt, so werden doch die einzelnen Persiflagen gekonnt miteinander verbunden und manch lose Fäden miteinander verknüpft. In zwei Stunden (mit Pause) gibt es wenig Möglichkeit zum Durchatmen - auch für maschek - , dennoch stellt sich keine Ermüdung im Publikum ein. Aber die Piouretten der Politiker verleihen enormes Schwindelgefühl. In einem weiteren Höhepunkt erklärt Viktor Orbán, am Steuer eines Autos sitzend, warum Politiker so gern am Steuer eines Autos sitzen. Wenig später erläutert der ungarische Premier die Vorzüge des Zugfahrens.
Die realen Krisen – Pandemie, Krieg, Inflation – werden nur gestreift, die heimische Politik ist ohnehin lange außen vor. Karl Nehammer, dessen Kanzlerrede tatsächlich ins Jahr 2030 verlegt wird, mutiert allerdings sogar zum großen Friedensbringer. Realitätsnäher ist da schon das Duell Rendi-Wagner vs. Doskozil, das hier im Wettbügeln entschieden wird. FPÖ-Politiker treten erst zum finalen Abgesang auf: „Love is in the Air“.
Da feierte das Premierenpublikum bereits ausgelassen und jubelnd einen Abend, der die satirische Kunst von maschek zu einem weiteren Höhepunkt führt.
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