„Luzia“ erlaubt „einen Blick auf ein traumhaftes Mexiko, das gleichzeitig traditionell und modern ist“, schrieb die Montreal Gazette nach der Uraufführung im April 2016, ehe die Produktion auf Welttournee ging.
„Obwohl es Elemente wie den Tag der Toten und Lucha Libre enthält, rutscht es zum Glück nicht ins Klischee ab.“
Der Schweizer Regisseur, Clown und Autor Daniele Finzi Pasca kreierte schon „Corteo“, den Traum eines Clowns, der seine eigene Beerdigung beobachtet.
Auch „Luzia“ ist eine Art Bilderbuch, das Staunen provoziert, Erwachsene für zwei Stunden zu Kindern macht und Kinder ob der unterhaltsamen Spassetln kichern lässt.
Das gepanzerte, silberfarbene Pferd des Revolutionärs Emiliano Zapata hat seinen Auftritt, später – als Puppenspiel – auch ein riesiger Jaguar, die jeweils zwei Zweibeiner tierisch gut darstellen.
Der Aficionado zirzensischer Spektakel kennt sie natürlich: die Artisten, die auf sich bewegenden Laufbändern in atemberaubendem Tempo durch Reifen springen; auch den kraftvollen Strapaten-Künstler, der den Gesetzen der Schwerkraft trotzt; die hoch droben am Trapez durch die Luft schwebenden Akrobaten; den Jonglage-Act mit sieben Keulen und die Fussball-Freestyler, die mit Bravour Streetdance und Ballmanipulationen kombinieren.
Aber beim Sonnenzirkus ist es stets das Euzerl mehr, das Tüpfelchen auf dem I, dass vermeintlich schon Bekanntes durch Überraschungsmomente und Special effects zum Ereignis wird.
Ein Schlangenmensch sprengt alle Grenzen körperlicher Anatomie. Artisten fliegen auf der russischen Schaukel mehr als zehn Meter hoch. Und die „Running Woman“ breitet ihre sechs Meter langen, aus Seide angefertigten Schmetterlingsflügel aus – als eine Hommage an die jährliche Winterwanderung des Monarchfalters von Südkanada nach Zentralmexiko.
Geradezu sensationell und ein Novum ist das Spiel mit dem Wasser: Dschungelregen im Zirkuszelt. Aus 14 Metern Höhe fällt er sturzflutartig in die Tiefe. Sogar zweidimensionale Bilder und Muster aus Wasser erscheinen auf der Regenwand.
Über rund 95.000 Löcher fließt das temperierte Wasser über den Boden wieder ab und wird über ein komplexes Rohrleitungssystem in einen Tank außerhalb des Zirkuszeltes abgeleitet. Und im Bühnenregen kreiseln Artistinnen elegant in ihren metallenen Cyr-Rädern durch die Arena.
Die Szenen wechseln von einem alten Film zum Ozean, zu einer rauchigen Tanzhalle oder in die Wüste mit putzigen Kakteen. Zu den Bildern präsentieren sechs Musiker und die Sängerin Majo Cornejo südamerikanische, karibische und indigene mexikanische Melodien und Rhythmen. Ohne schrille Mariachi-Trompete, aber mit den tiefen Nebelhorntönen der Tuba.
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