Späte Museums-Ehre für Konkrete Kunst

Wir haben die Gruppe ,A_ustria’ gegründet, um kund zu tun
– dass es uns gibt
– dass es uns in
Österreich gibt
– dass es uns sehr lange in
Österreich gibt,
also auch der österreichische Kritiker sich nicht schämen muss, uns zu kennen...“
Der Künstler Richard Kriesche blickt auf das Manifest, das in der Schau „Abstract Loop Austria“ im Wiener 21er Haus hängt, und lächelt halb mild, halb bitter. Eigentlich, sagt er, könnte man die Kundmachung heute genau so wiederholen. Denn Konkrete Kunst, die auf Basis klarer Gesetzmäßigkeiten Bildprogramme entwickelt, hat es noch immer nicht ganz in den Kanon der österreichischen Kunstgeschichte geschafft.
Dass die Nichtbeachtung ein Unrecht ist, war Kriesche, Helga Philipp (verstorben 2002) und Jorrit Tornquist schon 1967 klar, als sie gemeinsam das genannte Manifest verfassten.
Ihre Kunst, die auf Ansätzen der Bauhaus-Künstler, der russischen Konstruktivisten und Suprematisten, aber auch auf Künstlern der einstigen Donaumonarchie wie dem Tschechen Frantisšek Kupka oder dem Ungarn Victor Vasarely aufbaute, war zu jener Zeit längst ein internationales Phänomen.
Im Schatten
In Österreich aber dominierte die wilde Malerei von Josef Mikl und anderen Künstlern, die sich in der „Galerie nächst St. Stephan“ zusammenfanden, oder der „Phantastische Realismus“; später sollte der Wiener Aktionismus alles überstrahlen.

Vier Personen im Fokus
Richard Kriesche, Helga Philipp und Marc Adrian (verstorben 2008) sind die zentralen Figuren der Ausstellung „Abstract Loop Austria“, sie begannen ihre Karriere in den 1950ern und 60ern. Gerwald Rockenschaub vertritt als Vierter im Bunde die Nachfolgegeneration. Die Vielfalt des rational geleiteten Kunstschaffens in Österreich ist damit keineswegs erschöpft, die Beschränkung erscheint auf grund von Gemeinsamkeiten im Werdegang aber schlüssig.

Rhythmus und Wiederholung sind Konstanten in den gezeigten Werken. Insbesondere bei Rockenschaub, der auch als DJ und Musiker aktiv ist, werden die Verbindungen der Konkreten Kunst zur jüngeren Kultur offensichtlich: Die Wiener Elektronik-Szene und das Feld der „Visualisten“, die – oft im Rückgriff auf Filmemacher wie Kurt Kren – abstrakte Bewegtbilder zur Musik erstellen, verdanken den hier präsentierten Personen viel.
Schwerpunkt 2016
Bis 29.5. ist „Abstract Loop Austria“ zu sehen, eine weitere Ausstellung über die 1967 im 20er Haus abgehaltene „Kinetika“-Schau (7.4. – 30.6., 21er Haus) sowie die Präsentation „Kubismus – Konstruktivismus – Formkunst“ (10.3. – 19.6., Unteres Belvedere) sollen die Einblicke in diese Welt heuer ergänzen: Es gibt viel zu entdecken.
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