Sophie Hunger bringt das Zeitgefühl auf den Punkt

Eine Sängerin singt mit Leidenschaft in ein Mikrofon vor blauem Hintergrund mit einem pinkfarbenen Scheinwerfer.
Der erfolgreichste Schweizer Popmusik-Export war im Wiener Konzerthaus.

Sophie Hunger hatte ihr viertes Studioalbum „The Danger of Light“, eine versierte Band mit Alles­könnern und jede Menge melancholische Melodien im Gepäck.

Mit intensiver Stimme verschickt sie Ansichtskarten von seelischen Befindlichkeiten, verpackt in einen Mix aus Pop, Folk, Jazz und Chanson in die Gehörgänge. Und setzt dabei auf Entschleunigung und Bescheidenheit statt auf Bombast. „30 ist das neue 20, der Mann ist die neue Frau, der Bankmann die neue Aristokratie“, singt sie. So geht das mit den Wahrheiten, die in einer Schlagzeile Platz haben. So bringt man Zeitgefühl auf den Punkt. In Schwyzerdütsch schrieb sie „Z’Lied vor Freiheitsstatue“ – aus Mitleid, sagt sie, weil diese sich „nicht bewegen, nicht verwirklichen, nicht wachsen“ kann.

Und die Hunger bewahrt sich auf verwirrend angenehme Weise ihr Geheimnis und singt in vielen Bedeutungsfarben: Klingt sie im schunkelnden „Rerevolution“ bedauernd, klagend, optimistisch, fordernd oder doch einfach nur zu Tode betrübt? Aber durch diese Ambivalenzen bleiben die Mini-Dramen lebendig und spannend.

KURIER-Wertung: ***** von *****

 

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