Xavier Naidoo singt doch nicht beim Song Contest

Xavier Naidoo - umstritten.
Der Sänger hat in der Vergangenheit für Kritik gesorgt. Nun sagt der NDR seine Teilnahme ab.

Die geplante Teilnahme des Sängers Xavier Naidoo beim 61. Eurovision Song Contest (ESC) im nächsten Jahr für Deutschland hat für heftige Diskussionen gesorgt. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) zog nun am Samstag seinen entsprechenden Vorschlag zurück, wie der Sender mitteilte. "Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt", meinte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber.

Rede vor rechtspopulistischen Reichsbürgern

Gegen die Grand-Prix-Teilnahme des umstrittenen Sängers hatte sich heftiger Widerstand geregt. Im Internet liefen mehrere Petitionen gegen die ARD-Pläne, Naidoo konkurrenzlos für den ESC antreten zu lassen. Mehrfach hat der 44-Jährige Diskussionen ausgelöst - etwa, als er am Tag der Deutschen Einheit 2014 vor rechtspopulistischen Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen.

"Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden", meinte Schreiber. "Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten." So schnell wie möglich solle entschieden werden, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden wird. Der NDR hat innerhalb der ARD die Federführung für den ESC.

Schreiber betonte zugleich: "Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist."

Naidoo kämpferisch

Naidoo bleibt nach der Absage seiner Teilnahme beim Eurovision Song Contest kämpferisch. "Meine Leidenschaft für die Musik und mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst", erklärte der 44-Jährige am Samstag in einer Mitteilung.

Er machte gleichzeitig klar, dass der Entschluss, nicht für Deutschland beim Grand Prix zu singen, einseitig gefasst worden sei. "Wenn sich nun kurz nach unserer vertraglichen Einigung mit dem NDR und dem Abschluss aller Vorbereitungen die Planungen der ARD durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das ok für mich."

Konzertveranstalter verteidigt Naidoo

Noch am Samstag hatte sich auch der Konzertveranstalter Marek Lieberberg ( "Rock am Ring") mit deutlichen Worten hinter Naidoo gestellt. Mit Blick auf die Vorwürfe gegen den Sänger aus Mannheim meinte Lieberberg: "Ich bin zutiefst erschüttert über die unglaubliche Hetze, die widerliche Heuchelei und den blinden Hass, für die es keinerlei Berechtigung gibt!" Er habe in mehr als 20 Jahren nie das Gefühl gehabt, dass bei Naidoo "auch nur der Hauch eines antisemitischen, rassistischen, xenophobischen oder nationalistischen Sentiments existiert".

Xavier Naidoo, ist wiederholt mit umstrittenen Äußerungen in die Schlagzeilen geraten. Hier einige Sprüche des Sängers:

"Er (der deutsche Bundespräsident Horst Köhler) soll dabei mitgewirkt haben, dass Deutschland ohne verfassungsrechtliche Legitimation die Währungsunion einging. Da bin ich 2010 auf eine Polizeiwache in Mannheim gegangen, um mich der Anzeige wegen Hochverrats anzuschließen. (...) Als ich Hochverrat sagte, verstanden die Beamten zuerst Hochfahrrad. Die dachten, man hätte mir mein Hochfahrrad geklaut. Als ich klarstellte, dass es um Hochverrat geht, musste ich in ein Hinterzimmer. Dort wurde ich dann an den Staatsschutz verwiesen. Dann musste ich einen Alkoholtest machen. Die dachten, ich sei völlig hirnverbrannt. (Im März 2015 im Magazin "Stern".)

"Das sind Priester, ein paar Bischöfe sind auch dabei. Es gibt Rituale, die will ich nicht näher beschreiben. (...) Darüber will natürlich niemand sprechen. In Belgien ist das an die Oberfläche getreten durch den Dutroux-Fall, das Ganze ist aber nie richtig verhandelt worden. Das hat jetzt achteinhalb Jahre gedauert, Zeugen sind getötet worden. Da muss ich sagen: So etwas gibt es auch in Deutschland, aber sehr organisiert." (Im Juli 2010 in der "Süddeutschen Zeitung" zu Kindesmissbrauch.)

"Es ist keine Verschwörungstheorie. (...) Geheime Vereinbarungen zwischen den Amerikanern und der Bundesregierung (...) existieren wirklich. Danach dürfen die Amerikaner uns überwachen. Deutschland ist insoweit kein souveränes Land, wir sind nicht frei." (Im März 2015 im "Stern".)

"Seit dem (Terroranschlag am 11.) September 2001, das war der Warnschuss. (...) Wer das als Wahrheit hingenommen hat, was da erzählt wurde, der hat den Schleier vor den Augen, ganz einfach." (Im Oktober 2014 während eines Auftritts bei rechtspopulistischen sogenannten Reichsbürgern, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen.)

Xavier Naidoo singt doch nicht beim Song Contest
epa03003514 German singer Xavier Naidoo of the band Soehne Mannheims performs onstage at the O2 World in Berlin, Germany, 14 November 2011. The band presented their album, Barrikaden von Eden. EPA/BRITTA PEDERSEN

"Es sind alles Systemkritiker, so wie ich. Wir brauchen diese Meinungsfreiheit, um unsere doch nicht ganz massentaugliche Meinung zu sagen." (Im Oktober 2014 im "Südwestrundfunk" nach seiner Rede bei den "Reichsbürgern".)

"Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab. Und dann fick ich euch in' Arsch so wie ihr's mit den Kleinen macht. (...) Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?" (2012 mit Kool Savas als Duo Xavas im Lied "Wo sind sie jetzt").

"Mein Image war eh schon immer etwas verdreht. Man bezeichnete mich als homophob, als esoterischen Spinner und als religiösen Fanatiker. All das bin ich genau so wenig wie rechtspopulistisch." (Im März 2015 im "Stern".)

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