Nein, SOHN war noch nie zum Eislaufen am Neusiedler See. Er hat dort auch nicht mit Schlittschuhen den Namen seiner großen Liebe ins Eis geritzt. Der als Christopher Taylor in London geborene Musiker verwendet dieses Bild auf seinem neuen Album „Trust“ in dem Song „Figurskating, Neusiedlersee“ nur als Metapher.
„Ich weiß gar nicht, ob man überhaupt am Neusiedler See eislaufen kann, ob der mit seiner Größe je zufriert“, gesteht er im Interview mit dem KURIER. „Aber dieser Song bezieht sich auf die Zeit, in der ich in Wien lebte. Ich habe damals für mein Debüt ,Tremors‘ nur über das Zerbrechen einer Beziehung geschrieben. Aber dieses unfreiwillige Konzeptalbum hatte keinen richtigen Abschluss, der das Ende der Partnerschaft beschreibt. Die Idee, diesen Abschluss mit dem Einritzen des Namens in das Eis zu besiegeln, ist eine Hommage an den Song ,Alice‘ von Tom Waits, den ich liebe.“
Acht Jahre lebte Taylor in Wien und hat hier die Musikkarriere begonnen. Er sieht unsere Stadt immer noch als seine Heimat an und arbeitete auch für „Trust“ wieder mit österreichischen Musikern zusammen.
Dazwischen liegen allerdings Jahre, in denen Taylor in Los Angeles höchst erfolgreich als Produzent tätig war, der Umzug in einen Vorort von Barcelona und ein ganzes Album, das er in einer depressiven Phase geschrieben, aber zu Beginn des Jahres in den Mist geschmissen hatte: „Ich hatte an diesem dritten Album fünf Jahre gearbeitet, aber am Schluss gefiel es mir selbst nicht mehr“, erzählt er.
„Es war zu selbstbezogen und auf die Depressionen fixiert. Es ging mir zu der Zeit aber schon wieder besser. Irgendwann beschloss ich deshalb, nicht weiter daran zu arbeiten, sondern etwas Neues zu probieren. Und dabei half mir Jakob Rabitsch, der Sohn von Falco-Mitstreiter Thomas, der in Los Angeles als Hip-Hop-Produzent sehr erfolgreich ist.“
Mit Jakob Rabitsch schrieb Taylor den Song „I Won’t“. Der war der Eisbrecher, der die kreative Blockade löste. Danach entstanden innerhalb weniger Tage mit Rabitsch und anderen Produzenten die anderen Tracks von „Trust“. Im Sound geht Taylor damit von den Dub-step-Einflüssen und elektronischen Verfremdungen ab und setzt mehr auf das Songwriting und die Schlichtheit in den Arrangements.
„Ich hoffe, man hört dem Album an, dass ich jetzt an einem Punkt bin, wo ich mich angekommen fühle und all das Gute, das mich umgibt, sehen und genießen kann.“
Damit meint Taylor seine Frau und die drei Kinder, die er mit ihr seit Veröffentlichung seines zweiten Albums „Rennen“ bekommen hat. Einige der Songs von „Trust“ handeln deshalb von Familie. Besonders schön macht das „Truce“: „Da sage ich, lass uns mit dem Streiten aufhören, das hat keinen Sinn und ändert nichts. Denn wir wissen, dass wir uns lieben und nie trennen werden. Dass du grad auf mich böse bist und ich auf dich, ist nur eine lächerliche Fassade.“
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