Soap & Skin: Eine Reise in die dunklen Ecken der Existenz

Ein Sänger mit rasiertem Kopf singt am Klavier in ein Mikrofon.
Am Montag präsentierte Anja Plaschg alias Soap & Skin im Konzerthaus ihr Innerstes.

Kurzgeschorene Haar, weißes T-Shirt und schwarze Hose. So sitzt Anja Plaschg alias Soap & Skin am Montagabend am Flügel im Wiener Konzerthaus. Hinter ihr die mächtige Orgel und ein Ensemble, bestehend aus Streichern, Bläsern und ihrer Schwester Evelyn, die als Background-Sängerin fungierte.

Die Bühne in zartes Licht gehüllt, hin und wieder ganz dunkel, hie und da blitzen die Lichter hell auf. Es ist ein Farbenspiel passend zum Sound. Die Songs von Soap&Skin sind meist düster, bedrückend und nehmen den Hörer mit auf eine Reise zu den dunklen Ecken seiner Existenz. Ihre Songs bohren sich in die hintersten emotionalen Hirnwindungen, wie eine Made in totes Fleisch. Man weiß nie, ob man weinen, lachen, schreien oder klatschen soll. Auch Plaschg zeigt an diesem Abend Emotionen und präsentiert einmal mehr ihr Innerstes. Besonders beim Song „Vater“, mit dem die heimische Künstlerin den Tod ihres Vaters verarbeitet. Sie bricht das Stück ab, beginnt von vorne, muss wieder abbrechen, steigt wieder ein und hinterlässt den Zuhörer in den Rängen am Ende mit Gänsehaut. Ein leises „Dankeschön“ folgt.

Ein Mann spielt Klavier und singt auf einer Bühne mit anderen Musikern.
ABD0121_20161003 - WIEN - ÖSTERREICH: Soap&Skin am Montag, 03. Oktober 2016, während eines Konzertes im Wiener Konzerthaus. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

Sah man Plaschg bei früheren Konzerten fast ausschließlich am Flügel sitzend, verlässt sie diesen neuerdings auch immer wieder. Auch im Konzerthaus steht sie im letzten Drittel des Konzertes auf der Bühne und gibt die extrovertierte Frontfrau. Sie tanzt, sie schreit, sie singt. "Me And The Devil" wirkt nicht nur wie ein Song, sondern wie eine persönliche Erfahrung der 26-Jährigen. Die Covervesion von Omar Souleymans "Mawal Jamar" – ein Song zum Thema Bruderzwist um eine Frau – könnte auch aus ihrer Feder stammen. Plaschg liebäugelt mit den menschlichen Abgründen und führt diese ihrem Publikum vor. Mit jedem Akkord, jeder Zeile, jeder Stille. Mit jeder Platte, bei jedem Konzert. Nach über anderthalb Stunden entlässt sie mit einem auf der Orgel vorgetragenen Stück die Menschen in die (leider nicht so leise) Stadt. Die düsteren Gedanken bleiben und man möchte dutzende Flaschen schweren Rotwein trinken.

Ein Mann spielt Klavier und singt auf einer Bühne mit roter Beleuchtung.
ABD0122_20161003 - WIEN - ÖSTERREICH: Soap&Skin am Montag, 03. Oktober 2016, während eines Konzertes im Wiener Konzerthaus. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

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