So ist das "Heidi"-Musical von Michael Schanze: „Kitsch mit Anspruch“

So ist das "Heidi"-Musical von Michael Schanze: „Kitsch mit Anspruch“
„Heidi – Das Musical“ (bis 21. 10.) im Wiener MuseumsQuartier mit Uwe Kröger, Alfons Haider und Vanessa Zips.

Der Jubel war groß. Freude vor allem bei den Omas und Muttis mit Enkerln und Kindern: „Dass es sowas überhaupt noch gibt.“

Heidi“ ist ein Kinderbuch, ein Heimatfilm und jetzt ein „Familien-Musical“, am Mittwoch uraufgeführt im MuseumsQuartier in der Regie des Podersdorfers Manfred Waba, bekannt von Inszenierungen in St. Marga-rethen, Mörbisch und Baden.

Brav bis zum Happy End

Die Erwartungen der Erwachsenen werden großteils eingelöst. Man muss nicht „verstaubt“ dazu sagen, werden doch vor dem Schuhplattler die Staubwedel auf der Bühne geschwungen.

Aber was wie aus der Zeit gefallen wirkt, weckt bei der Geschichte vom Schweizer Waisenmädchen wohl die Erinnerung der Oldies daran, was sie in diesem Stil selber vor Jahrzehnten im Theater gesehen haben.

Obendrein funktioniert „Heidi“ offenbar als ein probates Mittel, die Aufmerksamkeit computer-spielsüchtiger Youngster kurzfristig auf Menschen aus Fleisch und Blut zu lenken. Aus der 31. Sitzreihe hat das – ohne Operngucker – allerdings ein bisschen die Anmutung von Fernsehen am Handy.

Michael Schanze, 1984 zum besten Kinder-Entertainer Europas gekürt, hat mit Text- und TV-Autor Hans Dieter Schreeb (u. a. „Der Kurier der Kaiserin“ und „Moselbrück“) die Songs zur Bühnenversion des 1880 veröffentlichten Schweizer Weltbestsellers von Johanna Spyri geschrieben, u. a. „Die große Welt ist grenzenlos“ und den finalen Ohrwurm „Freundschaft“.

Für die zum Komponisten mutierte TV-Legende von einst ist „Heidi“ der Nachfolger seiner „Weihnachtsgeschichte“ nach Charles Dickens rund um den geizigen Scrooge, die im Dezember ebenfalls im Wiener MuseumsQuartier gezeigt wird.

Uwe Kröger mit Bart

Heidi“, ein Musical? Mehr ein Sprechtheaterstück mit Gesang- und Tanzbegleitung plus einem Mix aus Schnaderhüpfl, beschwingten Schlagermelodien, Stepptanz ...

Mit Profis auf der Bühne, die großteils unterfordert sind: wie Maya Hakvoort als Gouvernante Fräulein Rottenmeier, die in einer Ballade ihren Frust über die Mühen im Alltag besingt. Oder Uwe Kröger, dem schrulligen Alm-Öhi mit Vollbart.

Alfons Haider, u.a. Herr Sesemann und der bauernschlaue Bürgermeister, trägt einen Anzug, der mit „Johannes Heesters“ beschriftet war: „Jopi“ hatte im selben Kostüm vor 65 Jahren „Gigi“ gespielt.

„Das“ Heidi, so sagt man in der Schweiz, ist die bezaubernde Vanessa Zips: Sie bringt wirbelnd vor Lebenslust wie ein Wunderkind Licht in verschattete Seelen und darf Freundschaft mit dem Ziegenpeter schließen.

Die 23-Jährige beeindruckt mit heiterem Gemüt, Backfisch-Attitüde und kräftiger Stimme.

Und die Musik? „Michael Schanze ist der einzige deutsche Komponist, der Kitsch schreiben kann, der höchsten Anspruch hat. Und bei dem man sich denkt: Das könnte auch von Andrew Lloyd Webber sein.“

Alfons Haider trifft’s damit auf den Punkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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