Slupetzky: Die Poesie des Halsknackens

Slupetzky: Die Poesie des Halsknackens
Stefan Slupetzky begeht wieder Wiener Verbrechen bei Wein und Zigarette

Mit Krimis im klassischen Sinne haben die "Halsknacker"-G'schichten des Wieners Stefan Slupetzky wenig gemein. Ob die Toten nun Zufällen, Wutausbrüchen oder Verbrechern zum Opfer fallen, ist bei aller Ironie eigentlich wurscht. Einen guten Anlass, es sich auf den Tribünen typisch österreichischer Plätze gemütlich zu machen und herzhaft zu lachen, geben die (künftigen) Toten allemal.

Melange aus Knochen, Glas und Wein

Slupetzky: Die Poesie des Halsknackens

Einem in die "Kaiserstadt" Wien übersiedelten Weinviertler Winzer kracht im Schanigarten ein Doppler Wein auf die Glatze - beide Beteiligte zerbrechen. "Die Karambolage ist ein physikalisches Phänomen" und ganz besonders in dieser Form eine "Sauerei", so Inspektor Kollmann. Er betrachtet "die Melange aus Knochen, Glas, Gehirn und Wein, die bis in die Mitte der Fahrbahn gespritzt ist". Sauerei ja, überhaupt keine Frage.

Im Café am Heumarkt hingegen wird einstigen Zeiten nachgetrauert. "Net bös sein, gnä' Herr, aber rauchen dürfen S' da herinnen net." Früher hatten die Raucher Stammtisch-Ehrenplätze! Die Alten bleiben jetzt z' Haus, und auch Hudak hätte gut daran getan. Dem "Jetzt nimmer"-Stammgast wurde nämlich im Raucherkammerl beim Klo das G'nack gebrochen. Raucher sterben früher; und einen Heumarkt-Catcher sollte man sowieso nie zum Feind haben.

Trotz der sieben Todesfälle durch den " Halsknacker" liegt die skurrile Poesie nicht im perfekten Verbrechen oder in der Klärung, sondern in der Verbindung des "Knackens" mit den Orten des Geschehens und den Menschen, die es trifft.

Slupetzky arbeitete als Musiker und Lehrer, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Womöglich charakterisiert er deshalb so authentisch. Man sieht die Leute und hört sie miteinander reden.

KURIER-Wertung: **** von *****

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