Vermenschlichungen in der Art, dass Bäume ein Gehirn haben und einander zu verstehen geben: He, da kommen Holzfäller, versteckt euch!, nein, solche Spielchen mag der Niederländer nicht.
Bakker ist diplomierter Gärtner. In seinen Kolumnen, jetzt zusammengefasst und ergänzt unter dem Titel „Echte Bäume weinen nicht“, ist mehr los als Feststellungen wie: Ist der Apfel innen hohl, hatte die Apfelsägewespe Hunger.
Und dann kommt noch hinzu: Schriftsteller ist Bakker auch. Und was für einer! Er war immer der Natur nahe.
Bekannt machte ihn der Roman „Oben ist es still“. Ein Bauernhof, der Jungbauer hätte lieber studiert, der Altbauer ist bettlägrig und wird gewissermaßen als Rache in den ersten Stock verbannt.
Der Vater-Sohn-Konflikt lässt Platz, um eine Sprache für die Schönheiten der Gegend zu finden.
In „Der Umweg“ verlässt eine krebskranke Frau Amsterdam, mietet in Wales zum Sterben eine Hütte inmitten von Schafen u nd Kühen.
„Echte Bäume weinen nicht“ handelt auch von Delfinen. Auch vom Eislaufen. Von griechischen Hunden. Vom Lachen, wenn der „Hyazinthenara“ falsch betont wird, Hyazinthen-Ara.
Bakker darf mischen. Natur ist Natur. Obwohl: Hunde sind gezüchtet, also nicht Natur. Natur ist – lautet einer Definition – die von Menschen unberührte Wirklichkeit.
Gärten mit Pflanzen von Obi sind Kulturlandschaft. Und Friedhöfe? Darauf besteht Gerbrand Bakker, in seiner typisch kargen Erzählweise mit viel Unausgesprochenem erklärt er, warum Friedhöfe unbedingt Natur sind: Gras. Vögel. Ruhe. Frieden. Besinnung.
Gerbrand
Bakker: „Echte Bäume weinen nicht“
Übersetzt von
Birgit Erdmann.
Suhrkamp Verlag.
205 Seiten.
15,40 Euro.
KURIER-Wertung: ****
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