Roboterlamas und Ziegenkäse: Die Siegerprojekte des Prix Ars Electronica

Unter fast 4.000 Einreichungen haben sich vier Projekte eine Goldene Nica beim Prix Ars Electronica 2025 geholt. Robotik spielt dabei heuer eine große Rolle.
Bei exakt 3.987 Einreichungen in vier Kategorien gab es überall ein zweistelliges Plus, in der Kategorie der Jugend sogar von 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, führten Ars-Electronica-Geschäftsführer Gerfried Stocker und Managing Director Veronika Liebl in einer Pressekonferenz am Montag in Linz aus: Hintergrund sei die stärkere Beteiligung von Ländern aus Afrika sowie Lateinamerika und China. Thematisch sieht Stocker stark „die Verbindung der digitalen mit der physischen Welt, mit der Körperlichkeit der Welt, in der wir leben“, Liebl auch „Krieg und Demokratie, neue Protestkulturen aber auch Proaktives, wie die Demokratie zu stärken“.
Schnittstellen
In der „New Animation Art“ siegten Frode Oldereid und Thomas Kvam aus Norwegen mit „Requiem for an Exit“. Ein Roboterarm projiziert auf einen Pappkopf ein greisenhaftes Antlitz, das dystopische Botschaften wie „Wir sind die Initiatoren unserer eigenen Vernichtung“ spricht und Genozide der Menschheitsgeschichte reflektiert. Das Duo arbeitet seit 1994 mit Roboter-Installationen, „an der Schnittstelle von Mensch und Maschine“, so Stocker.

Den Preis in Digital Musics & Sound Art holten sich Navid Navab (Iran/Kanada) und Garnet Willis (Kanada) mit „Organism“. Mit einer robotisch modifizierten Pfeifenorgel aus dem Jahr 1910 lassen sie sich auf ein unkontrollierbares Chaos ein. Ein robotisch gelenktes, dreifaches Pendel - Excitable Chaos - steuert den Klang der Orgel. Heuer ist die Installation im Mariendom zu sehen, Navab wird drei Konzerte während des Ars Electronica Festivals im September geben, das erste zur Eröffnung.

Die argentinische Künstlerin Paula Gaetano Adi sicherte sich mit „Guanaquerx“ die Goldene Nica in der Artificial Life & Intelligence. Sie nimmt einen Roboter in Lamagestalt - und viele Begleiterinnen und Begleiter - mit von Argentinien nach Chile über die Anden. 1817 beschritten 5.200 Menschen diesen Weg, um die Befreiung Lateinamerikas vom spanischen Kolonialregime voranzutreiben. Heute will die Künstlerin eine alternative Vision zum Technologieimperialismus entwerfen.
Ziegenkäse
In der Kategorie u19-create your world überzeugten die Oberösterreicher Aleksa Jović und Nico Pflügler (Gilbert Gnos Productions) mit ihrem experimentellen Kurzfilm „Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege“. Es ist auch ihre Abschlussarbeit an der HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz. Mit Jović an der Kamera entstand „ein Film, der weiß, was TikTok ist - und trotzdem Kino bleibt“, hieß es im Jurystatement.
Der Ars Electronica Award for Digital Humanity ging an „Synthetic Memories“ der spanischen Domestic Data Streamers. Sie nutzen generative KI, um persönliche Erinnerungen herzustellen, wenn diese nicht festgehalten wurden oder verloren gingen. Den Isao Tomita Special Prize holte sich der Japaner evala für „ebb tide“, eine sehr ästhetische, wohltuende Klanginstallation. Für Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) überwinden die Preisträgerinnen und Preisträger die eigenen Grenzen und bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) machen die Projekte „Mut und Hoffnung für die Zukunft“. Ganz besonders hob sie hervor, dass die Goldene Nica in der U19 heuer wieder nach Linz ging.
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