"Alien"-Schöpfer HR Giger ist tot
Er hat so sorgfältig, rücksichtslos und wohl auch leidenschaftlich wie kaum ein anderer das erforscht, wovor wir uns fürchten: Der Schweizer Künstler HR Giger hat mit seinem „ Alien“ eine Ikone nicht nur des Filmes, sondern menschlicher Urängste geprägt.
Dafür oscarprämiert, blieb Gigers Einfluss auf die Popkultur weit größer als sein Renomée auf dem Kunstmarkt. Und dennoch brachte der 1940 geborene und nun an den Folgen eines Sturzes gestorbene Schweizer, durchaus in der Tradition manch’ Alten Meisters, das Monströse zurück in die Kunstausstellungshallen.
Die Albtraum-Welt des H.R. Giger
Giger, der in Zürich Architektur und Industrie-Design studiert hatte, wühlte sich künstlerisch tief in das Surreale, auch das Skurrile, aber natürlich nicht im Humorigen. Sondern dort, wo es an die tief ins Stammhirn einprogrammierten Ängste des Menschen grenzt. Dort, wo die Maschinen biomechanischen Besitz vom Menschen ergreifen. Dort, wo sexuell aufgeladener Düster-Kitsch an den Jugendschutz stößt.
Und natürlich auch an jenem Punkt, wo sich der Mensch im bequemen Kinosessel oder mit dem Vernissagen-Prosecco in der Hand genüsslich der Angstlust vor dem übermächtigen Fremdwesen hingeben kann. Die Aliens sind ebenso mordlüstern ( Sigourney Weaver kann ein Lied davon singen) wie sexuell freimütig: sie haben Menschen auf jede Art zum Vernaschen gerne (aber auch hier bleibt der Humor verborgen). In Gigers Cyberpunk-Welt verheddern sich Geschlechtsteile, Münder und aufgerissene Augen mit Tentakeln, Schläuchen und (teils charmant veralteten) Androiden-Bauteilen.
Mord- und Lustmaschine
Der Schweizer hat wie kein anderer Künstler das Bild der außerirdischen Mord- und Lustmaschine, des in die Perfektion überhöhten Darwin-Prinzips geprägt. Der Inbegriff dessen: Das auf Gigers Entwurf „Necronomicon IV“ basierende Alien. Das man im gleichnamigen Film von Ridley Scott dann letztlich kaum zu Gesicht bekam.
Gigers Schaffen hat enthusiastische Fans in der Gothic- und Metalszene, er hatte auch wenig Berühungsängste mit dem Kommerziellen: So richtete er Giger-Bars zum gepflegten Trinken in Alien-Atmosphäre ein. Das machte es der in Abgrenzungsfragen recht verkniffenen Kunstwelt schwer, das Werk zu würdigen. Dennoch wurden Gigers Arbeiten weltweit ausgestellt, zuletzt u.a. in Wien und Linz.
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