Schiele kurz vor Auktion zurückgezogen

Man wüsste zu gern, was hinter den Kulissen bei Sotheby's vorgegangen war: Vorab hatte man mit dem Bild "Danaë" von Egon Schiele auf einen neuen Rekordpreis spekuliert - in PR-Unterlagen wurde der Umstand betont, dass es sich bei dem Werk, das der spätere Expressionist 1909 - als 19-Jähriger - gemalt hatte, um das "erste Aktgemälde" in Schieles Oeuvre überhaupt handle. Doch offenbar zeichnete sich vor der Auktion ab, dass niemand bereit sein würde, zwischen 30 und 40 Millionen US-Dollar (27 - 36 Millionen Euro) für das stark an ein Werk von Gustav Klimt angelehnte Bild zu zahlen. Am Dienstagabend (Ortszeit) wurde "Danaë" kurzfristig aus der Abendauktion der Sparte "Impressionismus & Moderne" bei Sotheby's zurückgezogen.
Der Einbringer des Gemäldes wurde von Sotheby's nicht bekannt gegeben, dokumentiert ist allerdings, dass es der britische Milliardär Joe Lewis 2013 für eine Ausstellung an das Philadelphia Museum of Art verlieh. Da Sotheby's den letzten Beistzerwechsel mit 2007 angab, dürfte Lewis der Besitzer sein. Zwischenzeitlich war die "Danaë" auch im Besitz des Wiener Sammlers Rdolf Leopold, der es aber wieder veräußerte.
Der Besitzer: Ein britischer Milliardär
Lewis ist ein bekannter Sammler von Kunst der Wiener Jahrhundertwende - wie der Standard herausfand, erstand er 2015 auch das "Bildnis Gertrud Loew", das nach einem Vergleich zwischen der Wiener Klimt-Foundation und den Erben der Dargestellten um 39 Millioen US-Dollar versteigert wurde. Hatte er, zweifellos ein Kenner, tatsächlich gedacht, mit dem unreifen Schiele-Werk einen Rekord zu erzielen? Oder hatte das Auktionshaus den Wert über Gebühr aufgeblasen, um Lewis zum Verkauf zu bewegen?
Schiele war bei der „Danaë“ noch dem Jugendstil verhaftet – insbesondere das Gemälde desselben Motivs von Gustav Klimt, das dieser 1908 bei der Wiener Kunstschau präsentiert hatte, beeinflusste ihn. Kunsthändler sagten laut „Wall Street Journal“, der träge Anblick der mythologischen Figur werde dem sonst kantigen Stil Schieles nicht gerecht. „Es ist ein sehr gutes Gemälde für einen ( Gustav) Klimt, aber es ist nicht gut für einen Schiele“, erklärte der Pariser Kunsthändler Christian Ogier gegenüber Artnet.
Den geltenden Rekord für ein Gemälde Egon Schieles hatte Sotheby’s 2011 mit dem Bild „Häuser mit bunter Wäsche“ (1914) aufgestellt. Das Gemälde, das damals vom Leopold-Museum versteigert wurde, um den Vergleich um das „Bildnis Wally“ zu finanzieren, hatte um 39,8 Millionen US-Dollar den Besitzer gewechselt: Es ist ein typisches Werk für Schieles reifen Stil, anders als die „Danaë“.
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