Nie hätte sie das Bedürfnis gehabt zu heiraten. Ehe sie die Rolle der 70-jährigen Shauna in Carine Tardieus Film annahm, habe sie sich ausbedungen, dass sie in keiner Nacktszene mit Melvil Poupaud zu sehen sei: „Ich mochte das Drehbuch auf Anhieb, aber ich wollte mich nicht nackt zeigen. Carine hat mir versichert, dass sie mich als Liebende zeigen würde, aber ganz diskret. Sie sprach immer nur von Liebes-, nicht von Sexszenen.“
Hatte sie auch schon Erfahrungen mit jüngeren Männern? Ardant verneint. „Aber ich denke nicht, dass man sich in einen Menschen wegen seines Alters verliebt. Das spielt in dem Moment, in dem man sich kennenlernt, überhaupt keine Rolle. Egal ob jung oder alt, mehr oder weniger attraktiv, Aus- oder Inländer, das ist egal – die Liebe passiert einfach. Das ist Chemie, die muss stimmen“.
Höhepunkt der Freiheit
Ardant wirkt mit ihrer dunklen Hose und Bluse und den zahllosen Silberringen und Armreifen wie ein Popstar aus den Swinging Sixties. Dieser Vergleich ehrt sie: „Oh danke, das ist ein schönes Kompliment. Die Sechzigerjahre waren für mich der Höhepunkt der Freiheit. Da gab es keine Angst, keine Einschränkungen, keine Restriktionen. Heute ist die Welt so konservativ, so puritanisch, so erschreckend geregelt. Heute zählt der gestrenge Blick der Gesellschaft wieder: Wenn du aus der Reihe tanzt, nicht das tust, was die Mehrheit von dir erwartet, dann wirst du verurteilt.“
In der Gesellschaft gebe es zwar einen Platz für Ehe und Familie, aber keinen für die Leidenschaft. „Wenn man sich widersetzt, muss man einen Preis zahlen“.
Auch zu ihrem opulenten Silberschmuck hat die Diva etwas zu sagen. „Nun, die Sache ist die: Früher hatte ich sehr wertvollen Schmuck, aber während ich vor Jahren auf Dreharbeiten war, wurde mir dieser fast zur Gänze gestohlen. Das hat mich sehr getroffen, es war schrecklich. Aber dann habe ich mir einen Ring mit einer Schlange gekauft und noch einen und noch einen. Da ich Silber mag, habe ich inzwischen eine ganze Menge angehäuft. Da brauche ich auch keine Angst haben, dass mir das jemand stiehlt.“
Gab es in ihrer Karriere, in der sie mit den besten Regisseuren von Truffaut über Resnais, Antonioni und Polanski bis zu Volker Schlöndorff, Sydney Pollack und François Ozon zusammenarbeitete, einen oder eine, die sie besonders beeinflussten? „Das ist eine Frage, die ich beim besten Willen nicht beantworten kann. Was alle großen Regisseurinnen und Regisseure kennzeichnet, ist, dass sie ihre Arbeit mit einer Begeisterung und Freude und Passion machen, die sich auf das ganze Team überträgt und alle ansteckt. Sie legen eine kindliche Neugier an den Tag, so, als würden sie immer wieder ihren ersten Film machen. So muss es sein, man darf nie denken, man könne oder wisse schon alles.“
Sie selbst habe sich im Übrigen selbst nie für besonders attraktiv gehalten: „Fürs Theater fand ich mein Aussehen okay, aber auf der Kinoleinwand habe ich mich nicht gesehen.“ Überhaupt habe sie nie einen Plan für ihre Karriere gehabt, sondern sich nur auf ihren Instinkt verlassen: „Wie ein Jagdhund im Wald“.
Kommentare