„Sayonara Loreley“: Einmal Rüdesheim und kein retour

Auf Marie (Katharina Marie Schubert) warten viele Turbulenzen
„Welche Körbchengröße hat wohl die Loreley?“, fragen sich die Chorfreundinnen. Ein Bus bringt die ausgelassene Runde soeben zum Flughafen, auf sie wartet Tokio! Mittendrin ist auch Marie (Katharina Marie Schubert). Von dieser Traumreise lässt sie sich auch nicht von Mutter Gisela (Victoria Trauttmansdorff) abhalten, die sie fürs Kleinstadtgeschäft einspannen will, um nach Rüdesheim zur Kur zu fahren. Zum vermeintlichen Abschied hebt Marie noch im Bus das Glas: „Sayonara Loreley“ (20.15, ARD). Doch da beginnen die vom österreichischen Regisseur Wolfgang Murnberger – mitten in der Lockdown-Zeit – liebevoll inszenierten Turbulenzen erst.
„Marie Werner ist zu Beginn des Films das, was man eine graue Maus nennen könnte. Sie ist das Gegenteil zu ihrer energischen und durchsetzungsstarken Mutter“, beschreibt Schubert ihre Figur. „Im Laufe des Films schafft sie es, sich zu entwickeln.“ Außerdem unterscheide sich ihre Art, die Welt zu sehen, von der der meisten Menschen. „Sie ist ein bisschen schräg.“
Schräge Weltsicht
Und die Welt ist ein bisschen schrägt zu Marie. Murnberger, der auch das Drehbuch bearbeitet hat, fährt einige Herausforderungen für sie auf: Mutter fällt ins Koma; Marie strandet in Rüdesheim; japanischer Geschäftsmann lässt sie mit hoher Rechnung sitzen; ukrainische Kellnerin hilft aus und in ein böses Waffengeschäft gerät Maria auch. Und das alles im normalerweise touristisch strapazierten Rüdesheim, das ebenfalls irgendwie schrägt erscheint.
Was zum Überthema von „Sayonara Loreley“ führt: In Rüdesheim „arbeiten besonders viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländern in der Hotellerie und Gastronomie und verkaufen deutsche Gemütlichkeit an Touristen aus aller Welt. Diese Internationalität hat mich interessiert“, so Murnberger. Und er fragt: „Was ist schon Heimat? Wir sollten versuchen diesen Begriff im Kopf zu dehnen. Unsere Heimat ist aus meiner Sicht der kleine, kranke Planet auf dem wir uns alle gerade befinden.“
Traurig Verwunschenes
Schubert merkt an, dass ja Rüdesheim „auf eine besondere Art deutsche Kultur repräsentieren soll. Dass diese Stadt aber überhaupt funktioniert, verdankt sie wiederum Immigrantinnen und Immigranten aus aller Welt, die dort in allen Berufen arbeiten und dann, manchmal mit starkem Akzent, die ,Loreley’ singen.“
Als im Ausland lebende Österreicherin beschäftigt auch Victoria Trauttmansdorff „in stillen Stunden“ die Frage, wo sie zu Hause ist. Rüdesheim im Lockdown ist es wohl nicht. „Alles ist für den Zulauf der Touristen, die aus aller Welt in diesen kleinen Ort mit der lauten Güterverkehrsstrecke strömen, zugeschnitten – und dann war keiner da. Das hatte etwas traurig Verwunschenes für mich.“
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