Sarah Connor: Wie im Tagebuch lesen

Sarah Connor ist heute, Dienstag, auch bei „Willkommen Österreich“ auf ORFeins zu Gast.
Sarah Connor über ihr neues Album "Muttersprache", fehlendes Selbstbewusstsein und die deutsche Sprache.

Vier Jahre war es ruhig um Sarah Connor. Vier Jahre, in denen sie sich Zeit für ihre Familie nahm und sich auf ihr neues Album "Muttersprache" konzentrierte. Es ist eine Platte, die überrascht. Nicht nur, weil Connor darauf Deutsch singt. Die Songs sind nicht mehr von Beats getrieben, sondern setzen durchwegs auf organischen, reduzierten Sound. Zum ersten Mal hatte Connor alle Fäden selbst in der Hand, wie sie beim KURIER-Interview sagt. "Ich wollte einfach ohne Umwege und große Metaphern sagen, was ich denke. Einfach authentisch und ehrlich meine Geschichten erzählen und meine Stimme nicht mehr anderen leihen."

Es sind Geschichten geworden, die Connors Leben geschrieben hat. Von der Wut auf den Ex ("Kommst Du mit ihr"), über einen Aufruf zum Einstehen für die eigene Meinung ("Augen auf") bis hin zu einer Kritik an der Internetgesellschaft ("Halt Mich"). Für die 34-Jährige ist es, als ob "man in meinem Tagebuch liest." In dem Tagebuch ist auch ein Appell an die Menschlichkeit spürbar, wie sie sagt, "an die Nächstenliebe und an die Grundwerte."

Selbstbewusstsein

Dafür musste sie ständig an ihre eigenen Abgründe gehen, erzählt Connor, "und dafür musste ich zuerst ein Selbstbewusstsein entwickeln." Dieses fehlte ihr früher, denn "ich bin sehr schnelleingeschüchtert, wenn ich mit anderen Menschen in einem Raum bin. Dann halte ich mich mit meinen Meinungen und Ideen oft erstmal zurück." Das hat sich erst mit diesem Album geändert und auch durch die VOX-Fernsehshow "Sing meinen Song" (Di. 20.15 Uhr), für die sie unter anderem einen Song von Andreas Gabalier sang. Für diesen hat Connor – trotz seiner letzten verbalen Entgleisungen, von denen sie nichts mitbekommen hat – nur lobende Worte übrig. "Er war nicht der Macho, den er gerne mal gibt. Er war ein sehr freundlicher zurückhaltender Kerl."

"Sing meinen Song" war es auch, wodurch sie einen Zugang zur deutschen Singsprache gefunden hat, beschreibt die Sängerin ihren Weg zur Muttersprache.

Denn aufgewachsen ist sie mit englischsprachiger Musik, mit "Soul, Jazz und Blues" – mit der deutschen hat sie sich erst die letzten Jahre auseinandergesetzt. Ganz so leicht war es nicht, denn "vieles funktioniert auf Englisch einfach besser, aber Deutsch ist eine wunderbare Sprache – ich habe die Liebe zur deutschen Singsprache entdeckt", schwärmt Connor.

Echte Musiker

Für ihr Album war Connor auch wichtig, dass keine aufgeblasenen R’n’B-Sounds aus der Konserve zum Einsatz kamen. "Ich wollte echte Musiker und keine aufgesetzte Musik, die irgendwas Cooles sein will, sondern nichts mehr und nichts weniger als schöne Songs."

Was die Sängerin als Nächstes machen wird, weiß sie noch nicht, aber das war der Anspruch, "die Überschrift" für diese Platte. Fürs Erste lautet die Überschrift in Sarah Connors Leben allerdings "Tour", die sie wahrscheinlich 2016 auch auf heimische Bühnen führen wird. Mit echten Musikern, live Instrumenten und deutschen Texten.

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