Sturmingers Casanova löst gemischte Reaktionen aus

John Malkovich und ein Mann stehen im Anzug nebeneinander.
Festivalpresse schwangt bei Michael Sturmingers "Casanova Variations" zwischen originell-virtuos und "irritierend" bis "unverständlich".

Mit Applaus wurde am Montagabend die Weltpremiere von Michael Sturmingers "Casanova Variations" auf dem Internationalen Filmfestival von San Sebastian gefeiert. Dennoch waren die Reaktion vom Publikum und der spanischen Festivalpresse durchaus geteilt.

Viele Premierenbesucher schwärmten nach der Vorstellung im Gespräch mit der APA vom originellen Ansatz des Films, von der herausragenden Interpretation von John Malkovich in der Rolle des legendären Verführers Giacomo Casanova und der virtuosen Inszenierung des Stücks als eine Mischung aus Film, Theater und Oper.

Andere hingegen verloren sich in "Casanova Variations", der Ende Dezember in den Kinos anläuft, in den zahlreichen Erzählsprüngen zwischen Genres, Zeit und Ort und bezeichneten die Opernstücke der Mozart/Da Ponte-Arien für zu lang und schwer verständlich für die Handlung.

"Originelles Labyrinth"

"Der Film ist ein originelles, ausschweifendes Labyrinth aus Passion, Ehre, Oper, Theater und Kino, der jedoch nicht für jedes Publikum zu empfehlen ist", erklärt auch Mikel Gurpegui, Filmkritiker der baskischen Zeitung "El Diario Vasco", gegenüber der APA.

Carlos Boyero von der spanischen Tageszeitung "El Pais" konnte hingegen wenig mit dem Festivalbeitrag von Michael Sturminger anfangen, der sich mit 16 anderen Filmen im offiziellen Festivalwettbewerb für die "Goldene Muschel" befindet. Der spanische Filmkritiker bezeichnet den österreichischen Casanova-Film als einen "übertriebenen, nicht strukturierten und hedonistischen Cocktail aus Perücken, Lust, Kämpfen und Feiern des Lebens". "Casanova Variations" sei gezwungen theatralisch, langweilig, irritierend, unverständlich, pseudo-intellektuell, verspielt und eingebildet", schreibt der Journalist am Dienstag in seiner täglichen Festivalkritik. Selbst an der Interpretation von John Malkovich lässt er kein gutes Haar.

Luis Martinez von der Zeitung "El Mundo" schwärmt jedoch von einem "virtuosen und labyrinthischen Film", der gleichzeitig irritiert und zum Genießen einlädt - "grausam und majestätisch zugleich".

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