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Sammler Essl: "Wir blicken einer guten Zukunft entgegen"
Essl sieht Fortbestand der Sammlung "auf Generationen gesichert"
Die Sammlung Essl ist gerettet, der Weiterbetrieb des Museums dank eines Deals mit Hans Peter Haselsteiner gesichert. Karlheinz Essl äußerte sich am Donnerstag erstmals öffentlich und bezog bei der Pressekonferenz zur aktuellen Adolf-Frohner-Retrospektive Stellung zu den aktuellen Ereignissen. Der Sammler gibt sich zuversichtlich – zumindest in seinen Formulierungen. Die "große Freude" mit der er von einer "guten, langfristigen Lösung", spricht, die den Fortbestand der Sammlung und des Museums "nicht nur für kurze Zeit, sondern über Generationen hinweg" sichern soll, ist ihm aber nicht ins Gesicht geschrieben. Da sieht man eher die Anstrengungen der letzten Monate, aber auch der vergangenen Wochen – man arbeitete zuletzt Tag und Nacht an der rechtzeitigen Finalisierung des Deals.
Und so gab sich Essl zugeknöpft. Abgesehen von Danksagungen an die Familie Haselsteiner und Erleichterung über die Tatsache, den Museumsbetrieb für die Besucher, vor allem auch die "Kinder, Jugendlichen und Studenten", in "gewohnter Qualität weiterführen zu können", gab er kaum Neues preis.
Auch neue Details zu den 44 Werken, die am 13. Oktober zwecks Refinanzierung des Ankaufes in London versteigert werden, wollte er sich nicht entlocken lassen.
Weitere Verkäufe, unterstreicht Essl, seien vorerst "überhaupt nicht angedacht", und würden wenn, dann "nur zur Erhaltung des Museums und zum Aufrechterhalten des Museumsbetriebes" erfolgen.
Die Sammlung Essl
Die Sammlung Essl in Klosterneuburg umfasst annähernd 7.000 Werke und zählt zu den größten und bedeutendsten privaten Sammlungen für zeitgenössische Kunst in Europa. Praktisch alle wesentlichen Kunstströmungen Österreichs sind mit Schlüsselarbeiten seit 1945 vertreten, aber auch internationale Pendants.
In den 1970er-Jahren beginnen Agnes und Karlheinz Essl, die einander in Amerika kennengelernt hatten, zeitgenössische Kunst zu sammeln. Werke von Friedensreich Hundertwasser und Kurt Moldovan markieren den Beginn. In den 1980er-Jahren wächst die Privatsammlung zur bedeutendsten Sammlung österreichischer Nachkriegskunst, den Kern bildet österreichische Kunst ab 1945 mit Werken u.a. von Maria Lassnig, VALIE EXPORT, Arnulf Rainer, Max Weiler, Markus Prachensky, Künstlern des Wiener Aktionismus wie Hermann Nitsch und Günter Brus, Malerei der 1980er-Jahre bis zur jüngeren Generationen wie Elke Krystufek und Clemens Wolf.
Museum
Die Ausstellungen der Sammlung finden sowohl im Essl Museum (Eröffnung 1999) als auch im Schömer-Haus, der Firmenzentrale von bauMax (Eröffnung 1987) in Klosterneuburg statt. Beide Häuser wurden vom österreichischen Architekten Heinz Tesar geplant. Seit Beginn der 1990er-Jahre wird auch verstärkt international gesammelt. Die Sammlung umfasst weiters Positionen zeitgenössischer Kunst aus Europa, den USA, Australien und Asien. Das zur Gänze privat finanzierte Museum versteht sich auch als Experimentierfeld für junge Kunst. Im Wechsel werden einmal jährlich „emerging artists“, junge, am Markt noch nicht etablierte Kunst, und die Preisträger des „Essl Art Awards CEE“ präsentiert.
Über Besucherzahlen und finanzielle Details hielt sich das Sammlerpaar stets bedeckt. Im Zuge der bauMax-Krise hat Karlheinz Essl nun die Sammlung der Republik angeboten. Kolportiert wird ein Buchwert von 86 Millionen Euro.
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