Gurlitt will Werke zurückgeben
Während zurzeit in Österreich täglich neue Meldungen über den möglichen Verkauf der Sammlung Essl Thema sind, ist es um den Kunstskandal um die Sammlung Gurlitt etwas ruhig geworden. Nun gibt es aber neuen Gesprächsstoff. Der ORF zeigte am Mittwochabend in der "Zeit im Bild" erstmals Bilder aus der Salzburger Sammlung des Kunsterbes Cornelius Gurlitt. Der deutsche Kunstsammler steht im Verdacht, zu einem großen Teil Nazi-Raubkunst gehortet zu haben.
Der Salzburger Teil der Gurlitt-Sammlung erweist sich nun auch als deutlich umfangreicher als bisher bekannt. Zusätzlich zu den am 10. Februar entdeckten 60 Exponaten seien in Gurlitts verlassenem Haus in Salzburg bei Begehungen am 24. und 28. Februar 178 weitere Kunstgegenstände gefunden worden, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung seines Sprechers Stephan Holzinger.
Die Salzburger Funde dürften aus dem Besitz von Gurlitts Großvater Louis stammen und nicht unter Raubkunstverdacht stehen, wie der ORF berichtet. Gurlitts Vater war als Kunsthändler für Adolf Hitler tätig.
Nach Angaben seiner Berater will Gurlitt für den Salzburger Teil seiner Sammlung renommierte internationale Experten für eine Provenienzforschung gewinnen, um die Herkunft aller Bilder zweifelsfrei klären zu können.
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Erste Einblicke in die Salzburger Kunstwerke
Herausgabe von Matisse steht bevor
Gurlitt will zudem nach eigenen Angaben alle aus jüdischem Besitz geraubte Kunstwerke an die jeweiligen Besitzer oder deren Nachfahren herausgeben. Wie Gurlitts Sprecher erklärte, stehe die Übergabe des ersten Exponats unmittelbar bevor. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR soll in Kürze die Übergabe von Matisses Porträt "Sitzende Frau" an Nachfahren des Pariser Kunstsammlers Paul Rosenberg vereinbart werden.
Das von den Nazis gestohlene Werk gehörte zeitweise zur Kunstsammlung des führenden Nazi-Politikers Hermann Göring und gelangte auf Umwegen in den Besitz der Familie Gurlitt, hieß es unter Berufung auf den gerichtlich bestellten Betreuer des schwer erkrankten Gurlitt, Rechtsanwalt Christoph Edel.
Dieser wurde in der Erklärung Gurlitts mit der Äußerung zitiert, derzeit werde ein "Restitutionsrahmen" in Anlehnung an die sogenannten Washingtoner Prinzipien erarbeitet. Dieser Rahmen solle als Basis für Anspruchsteller dienen - sei es in Fällen von Raubkunst, sei es in Fällen, "die weniger oder eben gar nicht eindeutig sind".
Wie alles ins Rollen kam
Anfang 2012 hatten Steuerfahnder im Zuge von Ermittlungen in der Münchner Wohnung Gurlitts rund 1.280 Kunstwerke gefunden und beschlagnahmt. Rund 500 der zum Teil sehr wertvollen Objekte stehen im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Der Schwabinger Kunstfund kam erst im November 2013 an die Öffentlichkeit, was auch international für großes Aufsehen sorgte.
Zudem wurde im Februar bekannt, dass der 81-Jährige auch in Salzburg wertvolle Kunstwerke lagerte. Die Sicherstellung in Salzburg war im Gegensatz zu München eine private Aktion. Der vom Gericht bestellte vorläufige Betreuer von Cornelius Gurlitt, Rechtsanwalt Christoph Edel, hatte die Abholung der Salzburger Werke veranlasst, um sie vor Einbruch und Diebstahl zu schützen.
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