Salzburger Festspiele: Wenn Brahms’ Musik zur Offenbarung wird

Von Susanne Zobl
Welche Klangpracht, welche Präzision und feinste Piano-Kultur, Violinen, die von gold bis silberhell tönen, Flöten, die Trost spenden, ein Chor, der an Klarheit schwer zu übertreffen ist und zwei Solisten, die keinen Wunsch offen lassen.
Besser ist „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms nicht vorstellbar als mit Christian Thielemann, den Wiener Philharmonikern, dem Wiener Singverein, Michael Volle und Elsa Dreisig. Eine musikalische Offenbarung, die mit beklemmenden kammermusikalischen Passagen beginnt.
Akkurat leuchtet Thielemann jeder Passage aus, generiert atemberaubende Pianissimi, Verstörend die Dramatik im zweiten Teil, eine ständige Steigerung, ein fulminantes Oszillieren zwischen dem Bangen vor den letzten Dingen, der Erkenntnis, dass das Leben endlich ist, und Trost.
Zartfühlend und zugleich zupackend lässt Thielemann das Überwältigende dieser Musik spüren. Feinste Nuancen, etwa zarte marschartige Rhythmen, das Mahnende der Hörner, das Bedrohliche, das sich in eine tröstliche Sanftheit kehrt.
Wortdeutlich
Exzellent intoniert der Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz), mit einer Wortdeutlichkeit, die jede Silbe verstehen lässt. Optimal sind die Stimmgruppen austariert, perfekt die Balance mit dem Orchester.
Brillant changiert Michael Volle mit seinem in allen Lagen herrlich timbrierten Bariton zwischen Innigkeit und Expressivität. Jedes Wort artikuliert er deutlichst. Ähnliches lässt sich auch von Elsa Dreisig berichten. Mühelos führt sie ihre herrliche, glockenhelle Sopranstimme in den Höhen, betört mit einem Hauch von Vibrato und die Wiener Philharmoniker lassen mit Hingabe ihre musikalische Exzellenz hören.
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Die zweite Aufführung des "Deutschen Requiem" am Sonntag, den 30. 7., ist ausverkauft, wird aber von ORF 2 live im TV übertragen.
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