Salzburger Festspiele: "Rosenkavalier" erneut gefeiert

Eine Frau im weißen Kleid liegt, während eine andere ihr eine Tasse reicht.
Wiederaufnahme der besten Opern-Produktion 2014 und 2015.

Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein …": Diese gefühlvollen, finalen Worte Hugo von Hofmannsthals, die von Richard Strauss in noch anrührendere Töne gesetzt wurden, umschreiben exakt die hohe Qualität der Wiederaufnahme des Meisterwerks "Der Rosenkavalier" bei den Salzburger Festspielen.

Es ist wohl die beste und rundum gelungenste szenische Opernaufführung des letzten und diesen Sommers.

Das unwiderrufliche Verrinnen der Zeit ist essenzielles Thema des Librettos. Harry Kupfer zeigt diese Vergänglichkeit mit faszinierenden, sinnlich-dichten Mitteln. Die populärste aller Strauss-Opern hat der 80-Jährige ohne jegliche Striche jetzt bei der Wiederaufnahme noch ausgefeilter in Szene gesetzt.

In einem ungemein ästhetischen Ambiente zur Zeit ihrer Entstehung sieht man wieder die bestaunte Bühne ( Hans Schavernoch) mit Glas, Marmor mit Jugendstilmöbeln aus dem Fin de siécle und schöne Kostümen ( Yan Tax). Dahinter werden Wiens imperiale Prachtbauten der Ringstraßenzeit projiziert.

Die riesige Breitwandbühne wird von Kupfer gekonnt mit großer Vitalität ausgefüllt. Er versteht es, Massen zu führen und mit Leben zu erfüllen wie auch die vielen intimen Szenen mit einer ungemeinen Ideen- und Detailvielfalt anzureichern.

Gepflegt

Exquisit wie im Vorjahr sind die Sänger: Krassimira Stoyanova ist wieder eine wunderbar elegante Feldmarschallin. Sie singt diese Figur mit gepflegter Kultiviertheit, wunderbaren Farben und Legato-Bögen wie auch großem Tiefgang.

Noch besser und ausgefeilter als im Vorjahr gestaltet Günther Groissböck den Ochs von Lerchenau. Der erst 39-jährige Niederösterreicher spielt den Baron nie derb, unsympathisch und setzt dafür seinen sehr kultiviert geführten, weichen Bass ein. Sophie Koch ist ein frischer Oktavian mit prachtvollen, blühenden Lyrismen.

Neu ist heuer Golda Schultz als Sophie, mit feinem und silbrigen Sopran. Faninal ist mit Adrian Eröd luxuriös besetzt.

Kammermusikalisch durchsichtig, sensibel, detailreich und musikantisch erlebt man die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst. Er lässt den Musikern viel Raum, ihren weichen Wohlklang, die gebrochene Walzerseligkeit und Melancholie wie auch den berührenden Charme der genialen Musik auszuleben. Eine zu Recht bejubelte, festspielwürdige Aufführung.

Von Helmut Christian Mayer

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