Salzburger Festspiele: Kollision zweier Welten
Was für eitle Wonne 2009 herrschte – aber nur nach außen hin. Ein neuer Intendant war gefunden, und nicht nur für den Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden war dieser der "Wunschkandidat". Auch die damalige Kuratoriums-Vorsitzende, Wilhelmine Goldmann, sah einen "Garanten für eine sichere Fahrt durch unsichere Zeiten".
Intern hatte es schon damals Bedenken gegeben, ob eine konsensuale Zusammenarbeit mit Pereira wirklich möglich sei: Er gilt seit jeher als Einzelkämpfer.
Zwei Anläufe hatte Pereira gebraucht, um in Salzburg zu reüssieren: Bereits 1999 war er als Chef im Gespräch. 2009 dann, als im Hin und Her um Jürgen Flimms Verbleib in Salzburg rasch ein Konsenskandidat gesucht wurde, setzte er sich durch. Markus Hinterhäuser, der Salzburger Favorit, war nicht einmal in den Dreiervorschlag aufgenommen worden. "Am besten keiner von diesen dreien", titelte der KURIER nach der Bekanntgabe des Dreiervorschlages für die Intendanz, der noch Pierre Audi und Stéphane Lissner beinhaltete.
Dem Vernehmen nach setzte sich Pereira vor allem deshalb durch, weil Lissner verhindert werden sollte. Audi galt stets als Kandidat ohne Chancen. Schon unmittelbar nach der Wahl Pereiras konnte man erahnen, dass sich Salzburg und der neue Intendant miteinander nicht immer leicht tun werden. "Man muss Salzburg nehmen und lieben, wie es ist", sagte er damals.
Eklat
Salzburg zu lieben, so wie es ist, scheint ihm 2012 schon schwererzufallen. Der 1947 geborene Österreicher, der seine Karriere bei Olivetti begann und 1984 als Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft seine Kulturmanager-Karriere in Schwung brachte, hat sich mit gewinnendem Auftreten, Machtbewusstsein und Weltläufigkeit einen Ruf als Macher aufgebaut. Im Umkehrschluss heißt das: als jemand, der sich nur widerwillig in Strukturen fügt.
Als Erstes hatte er die Wiener Philharmoniker (höflich gesagt) überrascht, als er die Berliner Philharmoniker als regelmäßiges Opernorchester für das Sommerfestival engagieren wollte. Der Hintergrund war damals wohl, dass er sich auf diese Art und Weise auch die Osterfestspiele mit den Berlinern zumindest inoffiziell unter den Nagel reißen wollte.
Das Festspiel-Direktorium wurde verkleinert, es gibt keinen eigenen kaufmännischen Leiter mehr. Und es wäre verwunderlich, wenn Pereira nach dem Vertragsende der Präsidentin Helga Rabl-Stadler 2014 nicht zumindest versuchen würde, auch diesen Job mitzumachen. Das wird man in Salzburg nicht zulassen.
Seit wenigen Tagen gibt es zwischen seinem Kuratorium und ihm offenen Konflikt übers Budget. Pereira hat bereits mit Rücktritt gedroht – noch ehe seine erste Saison beginnen konnte. Und auch Pereiras größte Stärke, sein außergewöhnliches Händchen für Sponsorenfindung, ist nun umstritten: Das Kuratorium will nicht, dass die Festspiele von privatem Geld abhängig werden.
Ein Argument, das Pereiras Nachfolger in Zürich, Andreas Homoki, wohl nachvollziehen kann. 21 Jahre war Pereira Direktor, galt als besonders erfolgreich. Ausgerechnet im Jahr seiner Bestellung in Salzburg hatte er aber in Zürich eine negative Bilanz: Das Haus verzeichnete 2009/’10 ein Minus von 3,75 Millionen Euro.
Während seiner Amtszeit hatte Pereira in Zürich guten Grund, sich um Sponsoren umzusehen: Er bekam 5,4 Prozent Provision auf die Sponsoreneinnahmen. Und er ist daher nun in einer etwas skurrilen Position: Intendant der Salzburger Festspiele geworden zu sein, bedeutet für Pereira einen Einkommensverlust. Obwohl er mehr als 250.000 Euro erhält.
Pferdezucht

Was Folgen hat: So muss Pereira, wie er selbst erzählt, sein Hobby, die Pferdezucht, reduzieren. Aber "verarmen werde ich nicht", beruhigte er. Nicht nur hier zeigt sich: Mit Pereira haben die weltweit bedeutenden Festspiele auch eine ordentliche Dosis Seitenblicke-Welt mitbekommen. Schon jetzt ein beliebtes Thema in der Abteilung Klatsch-und-Tratsch: Pereiras um vier Jahrzehnte jüngere brasilianische Model-Freundin Daniela Weisser, mit der er sich ebenso stolz wie verliebt in der Öffentlichkeit zeigt.
Festspiele: Nicht der erste Konflikt
1999: Schon beim ersten Anlauf Pereiras, Festspielchef zu werden, gab es Verstimmungen: Er soll darauf bestanden haben, Salzburg parallel zum Opernhaus Zürich zu leiten – für die Festspielstadt ein Affront. Auch nachdem er Intendant geworden war, gab Zürich Konfliktstoff: In Salzburg ging man davon aus, dass Pereira sich ab 2011 voll den Festspielen widmet. Er blieb aber bis 2012 Opernchef in Zürich.
2012: Der aktuelle Konflikt bis hin zur Rücktrittsdrohung dreht sich ums Budget: Pereira will 64 Millionen Euro für 2013 statt rund 50 Mio. Euro (2011) bzw. 57 Mio. (2012). Das Kuratorium verwehrt sich: So baue man Strukturen auf, die man nicht halten könne. Der Konflikt dürfte bis Ende Juli schwelen: Am 26. 7. ist die nächste Kuratoriumssitzung.
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