Salzburger Festspiele bleiben vorerst ohne Schauspielleitung

Archivbild (Dezember 2023) aus friedlicheren Tagen: Intendant Markus Hinterhäuser mit Schauspielchefin Marina Davydova, die gefeuert wurde, und Konzertchef Florian Wiegand, der das Festival freiwillig verlassen wird
Die Salzburger Festspiele werden diesen Sommer ohne eigene Schauspielleitung über die Bühne gehen. Das wurde nach der Sitzung des Kuratoriums am Montag bekannt. Dort hat Intendant Markus Hinterhäuser berichtet, dass bereits intensiv an der Planung des Schauspielprogramms 2026 gearbeitet werde. Wie es mit der Leitung des Schauspiels weitergeht, soll bis zum Herbst entschieden werden, teilten die Festspiele mit.
Eigentlich wäre noch bis 2026 Marina Davydova für die Schauspielsparte verantwortlich. Das Festival hatte aber Ende November des Vorjahres das Dienstverhältnis "infolge von Verstößen gegen vertragliche Dienstpflichten, insbesondere durch die weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit Marina Davydovas bei einem Berliner Theaterfestival" mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Davydova sah hingegen keine Verletzung der Dienstpflichten: Ihre "Nebenbeschäftigung" habe darin bestanden, "dass Frau Davydova völlig unentgeltlich" eines von zwei Mitgliedern des künstlerischen Komitees des "The Voices Performing Arts Festival" in Berlin war, argumentierte ihr Anwalt. In der Folge einigten sich aber die Festspiele mit Davydova und verzichteten damit auf eine Auseinandersetzung vor Gericht.
In der Kuratoriumssitzung am Montag berichtete Hinterhäuser dem Gremium, dass - ohne eigene Schauspielleitung - bereits intensiv an der Planung des Schauspielprogramms 2026 gearbeitet werde. "In Zukunft werden, mit den vielen Fragen die Sanierung und Ersatzspielstätten betreffend, neue Wege beschritten", teilten die Festspiele mit. Der Intendant sei mit dem Kuratorium in einem offenen Diskussionsprozess, der im Herbst 2025 abgeschlossen werden soll.
Geplant ist zuvor eine Klausur, zu der auch Experten geladen werden sollen, erfuhr die APA aus Kuratoriumskreisen. In erster Linie soll dabei zunächst diskutiert werden, welchen Wert das Schauspiel bei den Festspielen in Zukunft haben soll. „Bei der Gründung war es ein Schauspiel-Festival, und heute wirkt es fast so, als sei das Schauspiel zum Anhängsel an die Bereiche Oper und Konzert verkommen“, so ein Kuratoriumsmitglied. Erst nach dieser Grundsatzdiskussion solle dann entschieden werden, wie es ab 2027 weitergehe. Dem Kuratorium sei bewusst, dass angesichts der Renovierung und Erweiterung der Festspielhäuser und dem damit verbundenen Ausweichen in Ersatz-Spielstätten die Suche nach einer Schauspielleitung nicht einfach werde.
Kommentare