Salzburger Festspiele: Besonders leidender junger Werther

Eine Frau mit hochgesteckten dunklen Haaren und einem eleganten schwarzen Kleid blickt nach oben.
Jules Massenet: "Werther" konzertant bei den Festspielen – Piotr Beczala begeisterte.

"Traduire! – "Pourqui me réveiller": Nicht nur in seiner Paradearie sind seine Piani zart und betörend zugleich, Piotr Beczala ist auch sonst bei der konzertanten Aufführung als "Werther" bei den Salzburger Festspielen ein Ereignis. Der polnische Ausnahmetenor weiß in Jules Massenets Oper mit reichen, leidenschaftlichen Nuancen seines wunderbar schmelzig klingenden Tenors zu begeistern. Er ist auch zu mühelosen Höhen fähig und ebenso, wenn es drauf ankommt, zu dramatischer, mitreißender Attacke. Seine musikalische Interpretation als verträumter, depressiver und absolut unglücklicher Dichter ist glaubhaft und nachvollziehbar.

Eingesprungen

Für Elina Garanča eingesprungen ist seine Partnerin, die von ihm über alles angebetete und seine Liebe erst zum Zeitpunkt seines Sterbens erwidernde Charlotte: Angela Gheorghiu, schon an der Wiener Staatsoper in dieser Rolle zu erleben, liegt als Sopran für die Partie leider zu tief. Sie gestaltet sie zudem leider recht manieriert und divenhaft, aber immer wieder mit wunderbaren Höhen, vielen Zwischentönen und großer Empfindsamkeit.

Daniel Schmutzhard ist ein nobel timbrierter, freundlicher Albert. Elena Tsallagova singt eine mädchenhafte, wunderbar flexible Sophie. Giorgio Surian als Le Bailli ist solide ebenso wie Martin Zysset (Schmidt) und Ruben Drole (Johann). Vital und fröhlich singen die Kinder des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors (Einstudierung: Wolfgang Götz). Leider kann der jüngere argentinische Dirigent Alejo Pérez mit der Sensibilität der Sänger nicht immer mithalten, denn teils mit zu wenig Raffinement, zu wenig Parfüm und zu knallig erklingt das Mozarteumorchester Salzburg. Das ist schade, die eigentlich gut disponierten Musiker wären zu mehr fähig gewesen, denn es gibt es immer wieder blühende Momente zu erleben. Großer Jubel für die Sänger, ein paar Buhs für den Dirigenten!

(Wiederholungen: 18. und 22.8.2015 – www.salzburgerfestspiele.at)

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