Salzburger Festspiele 2012 - Die Premieren
Der neue Intendant der
Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, und sein Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf haben heute in
Salzburg ihr erstes Programm präsentiert. Die
Salzburger Festspiele 2012 bieten zwischen 20. Juli und 2. September 232 Veranstaltungen an 15 Spielorten. Das neue Leitungsteam bemüht sich von Anfang an, dem Nobelfestival seinen Stempel aufzudrücken. Vom Mainstream wird dabei allerdings nicht ausgeschert. Glanz soll nicht zuerst mit inhaltlich Neuem oder gar Experimentellem, sondern vor allem mit Stars der internationalen Interpretation erzeugt werden. Dennoch bleibt in Salzburg keineswegs einfach alles beim Alten.
"Im Konzerthaus hatte ich die Oper nicht. Und in Zürich fehlte mir das Konzert. In Salzburg habe ich beides. Welch ein Geschenk für mich", sagte Pereira, der sein Versprechen, kaum Wiederaufnahmen, dafür hauptsächlich Neuproduktionen und jährlich eine Uraufführung zu präsentieren, wahr gemacht hat. Nur 2012 gibt es noch keine Uraufführung, "dafür war die Vorbereitungszeit einfach zu kurz", so Pereira. "Dafür werden wir mit 'Die Soldaten' von Bernd Alois Zimmermann einen Monolithen der Moderne präsentieren und mit 'Das Labyrinth oder Der zweyte Theil der Zauberflöte' von Emanuel Schikaneder mit Musik von Peter von Winter gibt es eine echte Rarität."
Mit Mozarts "Zauberflöte", "Carmen" von Bizet und "La Boheme" von Puccini kommen drei Standardwerke der Opernliteratur. Aber einfach macht es sich Pereira damit nicht. "Warum die Zauberflöte? - Das bietet sich an, nachdem die drei Da Ponte-Opern in Salzburg exemplarisch gespielt worden sind." Die 'Zauberflöte' wird von Nikolaus Harnoncourt, der der Oper in Salzburg ja schon Ade gesagt hatte, dirigiert, und zwar erstmals in seiner Karriere mit Originalinstrumenten. "Das war mein Köder, den der Hecht Harnoncourt geschluckt hat." Auch was "La Boheme" betrifft, gibt es Neues für Salzburg, denn diese Oper war noch nie im Festspielprogramm. "Es ärgert mich seit Jahrzehnten, dass man in Salzburg Puccini immer als zweitklassigen Komponisten gesehen und nur selten aufgeführt hat. Von Anfang an war klar, mit diesem Vorurteil als erstes aufzuräumen", so Pereira.
Festival im Festival
Gänzlich neu für Salzburg ist zudem eine Art Festival im Festival. Eine Reihe "Ouverture spirituelle" wird von 20. bis 29. Juli den eigentlichen Festspielen vorangestellt. "Heimkehrer" wie Harnoncourt, Thomas Hampson oder Claudio Abbado werden zu hören sein, mit Schlüsselwerken geistlicher Musik. "Die Kirchen haben kein Geld und haben daher die Werke in den Konzertsaal geschoben. Auch dort hat man keine Freude, weil Chor, Orchester und Solisten teuer sind. Ich hoffe, dass die Pflege dieser geistlichen Werke von Salzburg aus Schule machen wird", so
Pereira. 2012 werden die geistlichen Werke mit Musik aus dem jüdischen Kulturkreis ergänzt, in den folgenden Jahren kommt Musik aus dem buddhistisch-hinduistischen, dem muslimischen und dem orthodoxen Kulturkreis dazu.
Auch am Ende der Festspiele wird es Akzente geben, und zwar werden die Premiere der "Soldaten" sowie Musik der Pfingstfestspiele von Cecilia Bartoli in den letzten zehn Tagen im August angeboten. Und ganz am Schluss am 1. September soll ein Gala-Diner inklusive Festspielball mit Trachten, Brasil-Bands und einer Festspieldisco für einen fulminanten Schlussakkord sorgen.
Programm im Überblick
Schauspiel:
- Heinrich von Kleist: "Prinz von Homburg" (Salzburger Landestheater)
(Regie: Andrea Breth)
- Henrik Ibsen: "Peer Gynt" (Perner Insel) (Regie: Irina Brook)
- William Shakespeare: "La Tempete" (Gastspiel auf der Perner Insel)
(Regie: Irina Brook)
- Händl Klaus / Franui: "Meine Bienen. Eine Schneise"
(UA im Salzburger Landestheater) (Regie: Nicolas Liautard)
- Theatre-Rites: "
Mojo" (Perner Insel) (Regie: Sue Buckmaster)
- Thalias Kompagnons: "Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer
als Millionär" nach Ferdinand Raimund
(Figurentheater im Schauspielhaus Salzburg, Konzept und Regie:
Joachim Torbahn, Tristan Vogt)
- Thalias Kompagnons: "Kafkas Schloss. Ein Machtspielchen nach Franz
Kafka" (Gastspiel im Schauspielhaus Salzburg)
- Hugo von Hofmannsthal: "Jedermann" (Wiederaufnahme am Domplatz)
Oper:
-
Wolfgang Amadeus Mozart: "Die Zauberflöte" (Felsenreitschule)
(Concentus Musicus Wien, Dirigent:
Nikolaus Harnoncourt,
Regie: Jens-Daniel Herzog)
- Peter von Winter: "Das Labyrinth oder der Kampf mit den Elementen"
(Residenzhof)
(Mozarteumorchester Salzburg, Dirigent: Ivor Bolton,
Regie: Alexandra Liedtke)
- Richard Strauss: "Ariadne auf Naxos"
(Wiener Philharmoniker, Dirigent: Riccardo Chailly,
Regie: Sven-Eric Bechtolf)
- Giacomo Puccini: "La Boheme"
(Wiener Philharmoniker, Dirigent: Daniele Gatti,
Regie: Damiano Michieletto)
- Bernd Alois Zimmermann: "Die Soldaten"
(Wiener Philharmoniker, Dirigent: Ingo Metzmacher,
Regie: Alvis Hermanis)
- Georges Bizet: "Carmen"
(Wiener Philharmoniker, Dirigent: Simon Rattle,
Regie: Aletta Collins)
- Georg Friedrich Händel: "Giulio Cesare in Egitto"
(Giardino Armonico, Dirigent: Giovanni Antonini, Regie: Moshe
Leiser und Patrice Caurier)
Oper konzertant:
- Georg Friedrich Händel: "Tamerlano" (Musiciens du Louvre,
Dirigent: Marc Minkowski)
- Wolfgang Amadeus Mozart: "Il Re Pastore" (Orchestra La Scintilla,
Dirigent: William Christie)
Young Directors Project:
- Tick Tock Productions / Südafrika: "Trapped"
- Theater Montagnes Russes / Österreich: Theatrales Porträt von Jakob
Michael Reinhold Lenz
- Gisele Vienne / Frankreich: "Eternelle Idole"
- Gisele Vienne / Frankreich: "This is how you will disappear"
- Performance Group Tuida / Südkorea: "Hamlet Cantabile"
(außerhalb des Wettbewerbs)
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare