Vor einem halben Jahrhundert, 1973, gründeten Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits ihr zumeist wortloses, tanzlastiges und immer bildgewaltiges Theater. Anlässlich des Jubiläums wollte das Ensemble einen oft geäußerten Wunsch erfüllen – und eine alte Produktion wiederaufnehmen. Doch welche? In der Erinnerung hätten sich die herausragenden Szenen zu einem großen Ganzen vermischt. Und so kreierte Max Kaufmann, der Sohn von Kaufmann und Piplits, zusammen mit Mario Mattiazzo ein Stück, das von der Ästhetik her und mit viel Material aus dem Fundus frühere Arbeiten zitiert (eben „Karacho“, auch „Persephone“ und „PaRaDiSo“), aber den Weg in die Zukunft weist: Zum Einsatz kommen etwa „Aufheller“-Scheiben als Projektionsflächen für Visuals.
Erzählt wird eine recht typische Serapions-Theater-Geschichte: Ein Knäuel aus zehn Menschen zerfällt zu Individuen, jeder und jede entwickelt sich, es kommt zu sonderlichen Begebenheiten, gegen Ende hin – wenn alle frieren, sich nach Sonnenstrahlen sehnen – findet man sich wieder, und gemeinsam bricht man auf zu einer Reise.
Jedes Ensemblemitglied darf – zu „Yuppi du“ von Adriano Celentano und mit viel Tango – glänzen: Ana Grigalashvili als laszive Tänzerin, Gerwich Rozmyslowski als Dandy im Gegenwind, José Antonio Rey Garcia als Ritter von der Kokosnuss etc. Das Bewegungsrepertoire kommt einem vertraut vor. Aber dann mutiert das Meer aus Stoff zu einer Insel und einem Wald – und Max Kaufmann schafft noch nie gesehene Bilder mit Kostümen auf Stangen. Da hebt der knapp zweistündige Abend wirklich ab.
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