Sabine Azéma: "Es kommt noch was"

Die 64 Jahre sieht man ihr nicht an: Sabine Azéma hat den Gestus einer 40-Jährigen. „Ah, Sie kommen aus Wien“, freut sie sich bei der Begrüßung im Pariser Grand Hotel, „da bin ich immer gern hingefahren“.

Noch kein Testament
„Alain liebte immer den Geist des Theaters und die Macht der Worte“, sagt Azéma, die Ehefrau des Regisseurs, der mit „Hiroshima mon amour“ 1959 (und 1961 mit „Letztes Jahr in Marienbad“) seinen Weltruf begründete. „Vielleicht ist es auch Nostalgie, dass Alain sich jetzt mit dem Theater versöhnen will. Dass er es in einem Film verewigen will. Für ihn ist das Erinnerungsarbeit.“
Der Titel des Films, „Ihr werdet euch noch wundern“, ist für Azéma programmatisch: „Ich weiß, dass es Leute gibt, die denken, das war es schon bei Alain mit seinen 91 Jahren. Er hat auch bei der Uraufführung des Films in Cannes viel Kritik einstecken müssen: Er zeige nichts Neues mehr, man habe schon alles gesehen. Aber das stimmt nicht. Er steckt noch voller Pläne. Es kommt noch was.“
Wirklich gekränkt habe sie der Satz eines Kritikers, „Ihr werdet euch noch wundern“ sei das filmische Testament Resnais’: „Dieses Wort Testament empört mich. Es impliziert Totsein, Notariatsakte und das Liegen in einem Grab. Das hat mich bis ins Mark getroffen.“
Die „Bande“, wie Azéma die Schauspieler-Lieblingstruppe von Resnais – angeführt von Pierre Arditi – nennt, mache sich natürlich Sorgen, ob es noch weitere Projekte geben werde, bei denen man dabei sein könne. „Aber das ist echte Sorge und große Sympathie füreinander, die in den vielen Jahren der Zusammenarbeit gewachsen ist.“
Sabine Azéma selbst fürchtet sich nicht vor dem Altern: „Wenn das Leben nicht allzu boshaft zu einem war, dann wird man nicht einfach alt, sondern ruhiger. Dann kann man das Wort altern durch größer werden ersetzen. Ich kenne einige junge Leute, die ganz begierig darauf sind, solche großen alten Menschen kennenzulernen und zu hören, was sie zu erzählen haben. Sie hören mir ja auch zu: Das ist für mich ein gelungenes Leben.“
Trailer
Info: Ihr werdet euch noch wundern (Vous n’avez encore rien vu): F 2012. 115 Min. Von Alain Resnais. Mit Pierre Arditi, Michel Piccoli, Denis Polydadès, Mathieu Amalric.
KURIER-Wertung: *** von *****
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