"Rusalka" mit Grigorian in London: Ergreifende Schönheit, fantastische Bilder

Zwei Nixen scheinen schwebend in einem Teich zu schwimmen, dessen kreisrunde Öffnung man von unten sieht. Überall hängen Schlingpflanzen dicht herunter. Große Steine, ein abgestorbener Baumstamm liegen auf der Bühne, Nebel steigen auf: So wunderbar naturalistisch aber auch mit suggestiven Lichtstimmungen ziemlich märchenhaft ist Antonín Dvoraks „Rusalka“ am Royal Opera House in London im ersten Akt zu sehen (Bühne: Cloe Lamford).
Rusalka erscheint in einem blauen, glitzernden Schleiergewand, ebenso wie der Wassermann. Auch sonst sind die Kostüme (Annemarie Woods) sehr ästhetisch. Hier ist die Natur noch heil. Aber im letzten Akt wirkt sie ziemlich ramponiert. Es gibt kein Grün mehr, die Pflanzen fehlen. Neben diesem aktuellen Hinweis auf die aktuelle Zerstörung der Natur bleiben die Regisseurin Ann Yee und Natalie Abrahami ziemlich hart am Libretto und zeigen die romantische Geschichte der tragischen Liebe einer naiven Wassernixe zu einem Menschen und ihr glückloser Ausflug in dessen Welt sehr berührend.

Mit ganzem Herzen muss Dvorák an seiner Hauptfigur Rusalka gehangen haben, denn die Melodien, die er ihr in den Mund legt, sind von ergreifender Schönheit. Und genau solche Töne gepaart mit tiefen Gefühlen und vielen Schattierungen verströmt Asmik Grigorian.
Ein Ereignis
Sie spielt und singt die Nixe intensiv, mit allen Höhen, reich an Facetten und mit einem menschlichen Gefühl von ständiger Sehnsucht. Vor allem die berühmte „Arie an den Mond“ wird, mit großer Subtilität gesungen, zum Ereignis. David Butt Philip ist ihr geliebter Prinz und verfügt über einen höhensicheren Tenor.
Sarah Connolly ist darstellerisch eine dominante Hexe Jezibaba, der es nur manchmal etwas an stimmlicher Substanz mangelt. Hingegen singt Emma Bell die Fremde Fürstin stimmgewaltig. Mit edlem, weichem Bass hört man Rafal Siwek als Wassermann. Auch die kleineren Rollen lassen keine Wünsche offen. Der Chor des Hauses singt homogen und klangschön. Die immer sängerfreundliche Interpretation des Orchesters unter Semyon Bychkov vermag Farbenreichtum, feine Poesie und Raffinement zu verströmen.
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