Rockband The Black Keys: Comeback nach traumatischem Jahr

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Das Grammy-gekrönte US-Duo musste seine letzte Tournee absagen – und ärgert sich bis heute darüber. Nun gibt es ein neues Album.

„Ein Trauma mit vielen schlaflosen Nächten, Telefonaten um zwei Uhr früh, Stress und Sorgen um die Zukunft!“ So beschreibt Dan Auerbach, Gitarrist und Sänger der Band The Black Keys, das vergangene Jahr, in dem das Duo nach der Veröffentlichung des Albums „Ohio Players“ die US-Tournee wegen zu geringer Nachfrage absagen musste.

Zwar spielen die Songs des eben erschienen Albums „No Rain, No Flowers“ mit raffinierten, radiotauglichen Sounds zwischen Pop und Rock nicht direkt auf das Horrorjahr des US-Duos an. Aber dass er und sein Band-Partner Patrick Carney jetzt schon wieder ein Langwerk veröffentlicht haben, war sicher eine Folge davon. „Weil wir nicht auf Tour gehen konnten, sind wir wieder ins Studio gegangen“, erklärt Carney im Interview mit dem KURIER. „Und da sind die Songs nur so aus uns rausgesprudelt. Wir wussten, dass wir nicht mehr tiefer fallen können, es konnte danach nur bergauf gehen. Also wollten wir das abhaken, und die Erfahrung mit diesen neuen Songs in Positives kehren.“

Ärger verfliegt langsam

Im Gespräch allerdings wird deutlich, wie verärgert er über die Vorfälle des vorigen Jahres war. „Es lag nicht daran, dass wir unseren Job nicht richtig gemacht haben“, sagt er. „Es lag daran, dass die Leute, mit denen wir zusammengearbeitet haben, ihren Job nicht richtig gemacht haben. Für mich war das die Erinnerung daran, dass jedes Buch, das wir als musikverliebte Teenager über die Szene gelesen haben, wahr ist. Denn in fast jedem kommt ein zwielichtiger Typ vor, der die Musiker verarscht und betrügt. Und das ist heute noch so.“

Konkreter will Carney diesbezüglich nicht werden: „Wir können nicht richtig darüber reden, weil wir dann nicht mehr arbeiten könnten, weil alles so eng verflochten ist. In diesem Business hast du es mit Management-Firmen zu tun, die gleichzeitig Teilhaber an Festivals oder Firmen sind, die Konzerthallen und Ticketvertriebe besitzen.“

Fehlentscheidungen

Die wütenden, mittlerweile gelöschten Posts, die Carney losließ, als die Sache aufkam, richteten sich gegen die Firma von Irving Azoff, die auch die Agenden der Black Keys managte. Im Rolling Stone erzählte er damals, er hätte schon erkennen können, in welche Richtung das geht, als man ihm den Tourplan für Europa geschickt hatte. Da waren für drei Wochen nur neun Shows gebucht: „Damit ist sicher kein Geld zu machen.“ Weiters hieß es damals, die Band wurde in manchen Städten in zu große Hallen gebucht, eben weil es die erwähnten Business-Verflechtungen mit Hallenbetreibern gab. Deshalb haben die Musiker Azoff voriges Jahr gefeuert und ihr Business so organisiert, dass sie an vielen Entscheidungen beteiligt sind.

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Generell wollen die beiden mit „No Rain, No Flowers“ die Probleme hinter sich lassen. Auch wenn die Black Keys damit nicht zu ihren Wurzeln im rohen Blues-Rock oder den später mit Soul- und Funk-Elementen angereicherten Klängen der Erfolgsalben „El Camino“ und „Turn Blue“ zurückkehren, stecken diese mehr mit Pop und elektronischen Effekten spielenden Songs wieder voll Lebenskraft.

Was den Black Keys bei aller stilistischer Weiterentwicklung nämlich immer geblieben ist, ist die Liebe zur Spontaneität. „Viele der neuen Songs sind aus Jam-Sessions mit Freunden entstanden, und häufig haben wir für das Album genau diese ersten Aufnahmen genommen. Das ist das Gleiche, wie man sagt, dass bei Entscheidungen die erste Eingebung die richtige ist. Eigentlich alle Bands, die wir lieben, haben so gearbeitet. Uns ist lieber, dass etwas swingt und groovt, mit ein paar kleinen Fehlern hier und dort menschlich klingt, anstatt dass es perfekt ist.“

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