Die frühen Polaroid-Jahre

Polaroids sind ein "großartiges Spielzeug", meinte schon Andy Warhol, der selbst unzählige dieser Momentaufnahmen zu großer Fotokunst verwandelte. Bei Robert Mapplethorpe verhielt es sich ein wenig anders. Jahre bevor er Anfang der 80er-Jahre einem breiteren Publikum bekannt wurde, bewies er mit seinen Polaroids einen spontanen Blick für die Schönheit alltäglicher Dinge.
Der Bildband "Mapplethorpe Polaroids" (Prestel Verlag) von Sylvia Wolf konzentriert sich auf die frühe Phase seines Schaffens - zwischen 1971 und 1975. Sie zeigt Polaroids aus den Archiven der Mapplethorpe Foundation, privaten Sammlungen und ergänzt diese durch Stillleben, Studien und Porträts.
Zu sehen sind Vorläufer zu seinen späteren Arbeiten, die oft homoerotische Motive zeigen - von klassischen Posen bis hin zu BDSM-Szenen. Aber auch "züchtige" Fotos wie unzählige Porträts von seiner Langzeitbegleiterin und Freundin Patti Smith beinhaltet der Bildband. Größtenteils sind es noch "rohe" Aufnahmen und haben mit den späteren, perfekt inszenierten Arrangements wenig zu tun. Dennoch von einem einmaligen Charme umgeben, sind sie "Schlüssel für das Verständnis von Robert Mapplethorpes brillantem fotografischen Werk", wie es auch in der Presseaussendung heißt.
Bilder aus dem Bildband
Zur Person: Robert Mapplethorpe
Mapplethorpe wurde 1946 in Queens, New York, geboren. Auf Wunsch seiner Eltern besuchte er mit dem Pratt Institute eine der führenden Kunsthochschulen der USA. Ende der 60er-Jahre lernte er die damals unbekannte Musikerin Patti Smith kennen und zog mit ihr zusammen. Kamen seine Werke Anfangs noch ohne fotografische Details aus, wandelte sich dies mit den ersten Polaroid-Aufnahmen. Anfang der 80er-Jahre wurde er mit Fotos von unter anderem Andy Warhol, Richard Gere und Grace Jones berühmt.
Gegenwind erfuhr er von konservativen und religiösen Gruppen, die vor allem gegen seine Aktaufnahmen und noch mehr gegen seine homoerotischen Fotos mobil machten.
Seinem exzessiven Lebenstil, geprägt von Drogen und sexuellen Erfahrungen, ist wohl seine HIV-Infektion geschuldet, die jedoch die Preise für seine Fotos in die Höhe schnellen ließ. Im März 1989 starb er in einem Krankenhaus in Boston.
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