1997 veröffentlichte Robbie Williams, der mit der Boyband Take That berühmt geworden war, sein erstes Solo-Album „Life Thru A Lens“. Das darauf enthaltene „Angels“ wurde zum Welthit. 25 Jahre danach feiert Williams dieses Jubiläum mit dem Freitag erscheinenden Album „XXV“, für das er „Angels“ und all seine zahlreichen anderen Hits von „Feel“ bis „Come Undone“ orchestrieren ließ und mit dem renommierten Metropole Orkest neu aufgenommen hat. Im KURIER-Interview erklärt Williams, warum das für ihn lohnend, aber nervtötend war, woran er mit der Single „Lost“, einem der vier neuen Songs auf dem Album, zurückdenkt, und was ihm seine Arbeit mit dem DJ-Projekt Lufthaus bringt.
KURIER: „XXV“ klingt, als wären die orchestralen Arrangements perfekt für Ihre Stimme.
Robbie Williams Na ja, sagen wir so: Ich bin glücklich mit dem, was bei dem Projekt rausgekommen ist. Es ist nicht beschissen geworden, und das war mein Ziel.
Wie bitte?
Das Problem mit Neuaufnahmen von alten Songs ist, dass du dir Tagebucheinträge anschaust, die 25 Jahre alt sind, wobei du aber schon eine ganz andere Person bist. Und dann must du sie mit derselben Energie und demselben Enthusiasmus wiedergeben, den du damals hattest, als du 20 warst. Um ganz ehrlich zu sein, dieser Prozess war schon ein wenig nervtötend. Aber mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden.
Sie sagen, Sie sind jetzt eine andere Person und mit Ihrer Familie glücklich. In dem neuen Song „Lost“ denken Sie aber trotzdem an die Zeit zurück, in der es Ihnen psychisch nicht gut ging und Sie sich total verloren fühlten. Warum kommt das Thema trotzdem auch jetzt wieder auf?
„Lost“ handelt von den Zeiten in meinem Leben, in denen ich vor mir selbst davongelaufen bin und mich sehr rücksichtslos verhalten habe. Oli Swan, ein wunderbarer Songwriter, hat mir diese Backing-Tracks geschickt. Die haben mich melancholisch gemacht und an diese Zeit erinnert. Aber ich habe jetzt Abstand und ein Sicherheitsnetz und kann geistig dahin zurückgehen, ohne dass es mich schmerzt.
„More Than This“ ist ein anderer der neuen Songs. Haben Sie den für Ihre Gattin Ayda geschrieben?
Eigentlich ist es so, dass Ayda das für mich singen könnte. Denn das singt jemand, der in einer Beziehung mit jemandem ist, der nicht mehr weiß, wer er ist und süchtig danach, seine Energie zu vergeuden. Und der Protagonist des Songs sagt zum Partner: „Du bist mehr als das!“
Spielen Sie Ayda die neuen Songs als Erste vor?
Nicht mehr. Das habe ich früher gemacht, aber ihre Meinung ist mir so wichtig. Sie ist mir wichtiger als meine eigene Meinung. Deshalb würde mir ein Song, der ihr nicht gefällt, dann auch nicht mehr gefallen. Ich will aber nicht, dass das beeinflusst, wie sich ein Song für mich anfühlt.
Sie haben vor Kurzem mit dem DJ-Projekt Lufthaus gearbeitet, unter anderen den Track „Sway“ aufgenommen und gesagt, dass Sie mehr experimentellere Songs schreiben wollen. Wie wird sich das auf das nächste Album auswirken?
Tanzmusik habe ich immer schon geliebt. Diese Acid-House-Sounds aus den Jahren 1990 und 1991 waren in meiner Jugend lebenswichtig, und in meiner Seele bin ich immer ein Raver geblieben. Deshalb das Lufthaus-Ding. Und bezüglich experimentieren: Ich habe immer wieder neue Sachen probiert, aber wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich mir gar nicht sicher, ob ich wirklich experimentellere Musik machen will. Ich will einfach Musik machen, auf die ich stolz sein kann. Für mein nächstes Album habe ich schon 25 oder 30 Songs geschrieben. Das wird nächstes Jahr erscheinen, und der Ansatz ist, dass ich mir Folgendes vorstelle: Es ist 1995, ich habe gerade Take That verlassen. Welches Album würde ich in dieser Situation mit dem Wissen von heute schreiben?
Dann gehört „Angels (Beethoven KI)“, ein Bonustrack auf der Deluxe-Edition von „XXV“, nicht zum Bestreben zu experimentieren?
Da imitiert die Künstliche Intelligenz eines Computers Beethoven und bringt das mit mir und „Angels“ zusammen. Das hat aber die Deutsche Telekom initiiert, weil die in Bonn sind und Beethoven dort gelebt hat. Manche Aspekte an Künstlicher Intelligenz machen mir Angst, weil ich genug Sci-Fi-Filme gesehen habe. Aber andere finde ich spannend: Ich kann zum Beispiel einen Song auf Englisch aufnehmen, den einem Franzosen schicken, der einen französischen Text schreibt und den in ein Mikrofon singt. Und der Computer macht, dass das wie meine Stimme klingt.
Haben Sie das schon gemacht?
Nein, aber das werde ich, wenn ich dazu komme.
Sie arbeiten an der Filmbiografie „Better Man“, aber auch an einer Dokumentation für Netflix. Wie unterscheiden sich die beiden Projekte?
Über die Netflix-Doku kann ich noch nicht viel sagen, weil wir noch nicht mit den Dreharbeiten begonnen haben. Es dauert zwar auch noch, bis der Film fertig ist, der hat aber alle Voraussetzungen, ein Erfolg zu werden: Wir haben tolle Schauspieler, einen tollen Regisseur und ein tolles Script.
Werden Sie darin mitspielen? Und haben Sie am Script mitgearbeitet, damit alles der Wahrheit entspricht?
Ja, ich werde mitspielen. Und sagen wir so: Wenn Unwahrheiten im Film drinnen sind, habe ich sie abgesegnet.
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