Händel startete mit dieser Oper 1711 in London seine einzigartige England-Karriere. Im Mittelpunkt steht der christliche Ritter Rinaldo, der Jerusalem belagert. Almirena, seine Geliebte, gerät dort in Gefangenschaft der Zauberin Armida und wird zum Spielball der feindlichen Lager.
Die Inszenierung des deutschen Regisseurs, eine Koproduktion mit den Opernhäusern von Zürich, Dortmund und Bonn, wo sie bereits zu sehen war, zeigt die alte Geschichte mit witzig geistreichen Ideen als einen heutigen, globalen Wirtschaftskrieg und Geschlechterkampf in einer Abflughalle, also in Transiträumen, die niemandes Heimat sind. Geschickt und fantasiereich mit Mitgliedern der OÖ. Tanzakademie (Choreografie: Ramses Sigl) aufgewertet, lässt Herzog sein Ensemble mit großer Spiellust und präzisen Bewegungsabläufen kurzweilig agieren.
Allen voran singt Fenja Lukas als Almirena nicht nur den Hit der Oper „Lascia ch’io pianga“ hinreißend, sondern glänzt auch sonst mit Koloraturen. Angela Simkin ist ein hochemotionaler Rinaldo und fasziniert mit furiosen Läufen. Céline Akçağ strahlt trotz ihres etwas kleinstimmigen Mezzos viel Würde als Goffredo aus. Ilona Revolskaya begeistert als wandlungsfähige Armida. Adam Kim ist ein ungemein stilsicherer Argante, der aufstrebende, oberösterreichische Countertenor Alois Mühlbacher gestaltet den Eustazio eindrucksvoll.
Ingmar Beck (vom Cembalo aus) lässt beim klein besetzten Bruckner Orchester Linz einen feinfühligen und stilsicheren Händel erklingen, der anfänglich etwas mehr Akzente vertragen hätte, und führt die Sängerinnen und Sänger tadellos durch die vielfach höchst anspruchsvollen Klippen. Großer Jubel! H. C. mayer
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