"Reyn": Animationsstudio in Wien leistet filmische Pionierarbeit

"Reyn": Animationsstudio in Wien leistet filmische Pionierarbeit
Shelly Gertan hat für ihren Animationsfilm eine Förderung erhalten - für Österreich eine Besonderheit (Von Gabriele Flossmann).

Wer in Österreich Animationsfilme macht, verdient damit kaum Geld, gegen die internationale Konkurrenz aus Hollywood und Asien anzukämpfen, ist schwer. Die Kunst des gezeichneten oder comupteranimierten Bewegtbildes führt hierzulande ein Nischendasein. In dieser Nische will sich die junge Österreicherin Shelly Gertan mit den von ihr gegründeten „Erlance Animation Studios“ mit Sitz in Wien fix einrichten.

Als erste Animateurin hat sie gerade eine Herstellungsförderung des Österreichischen Filminstituts für ihr Projekt „Reyn: Angel of Freedom“ bekommen. Ein Jahr hat sie nun Zeit, um das Drehbuch, erste Skizzen von den handelnden Akteuren und ein gezeichnetes Storyboard für ihren Film zu erarbeiten.

Rund 750 Bilder pro Minute zeichnet die studierte Mediengestalterin für eine Trickfilm-Minute. Nun möchte sie im internationalen Business mitbestimmen. Das könnte funktionieren. Denn schon seit Jahren gehört es zum Standard der Filmindustrie, dass Trickfilmspezialisten für sogenannte Realfilme Spezialeffekte zuliefern, wie etwa die Saurier für "Jurassic Park", diverse Begegnungen mit Außerirdischen oder auch Erdbeben und Tsunamis in Katastrophen- und Weltuntergangsfilmen.

KURIER: Woher kommt die Begeisterung für den Animationsfilm?

Shelly Gertan: Ich bin mit Animationsfilmen aufgewachsen. Diese Kunstform eignet sich ganz besonders dafür, Kindern und Jugendlichen fantasievolle Märchen und Abenteuergeschichten zu erzählen, denn in diesem Genre ist alles möglich. Als Kind habe ich mich in eine Fantasiewelt versetzt, wenn ich im realen Leben mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Indem ich die Lösung meiner eigenen Probleme auf die von mir geschaffenen Charaktere übertrug, konnte ich ihnen gefahrlos zusehen, wie sie damit umgingen. Ich habe dann ihre Lösungen auf mein Leben angewendet. Aber warum soll man diese Kunstform nicht auch nutzen, um Geschichten für Erwachsene zu erzählen? Damit sie die Fantasie, die ihre Kindheit bestimmt hat, im späteren Leben nicht verlieren. Für mich bietet die Animation auch die Möglichkeit, ein bisschen Gott zu spielen, weil ich damit Menschen und Kreaturen nach meinen Vorstellungen erschaffen kann.

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