"Renoir" und die Rothaarige

Eine Frau mit roten Haaren vor mehreren Gemälden im Stil von Renoir.
Die Filmstarts der Woche: Künstlerporträt von Auguste Renoir + "Baselitz - Ein deutscher Maler" + "Oblivion" mit Tom Cruise.

Sagt das Modell: „Darf ich mich bewegen?“
Sagt der Maler: „Wenn ich Sachen malen will, die sich nicht bewegen, würde ich Äpfel malen.“
Dann malt er Zitronen.

Ein älterer Mann mit Hut und Bart sitzt vor einer Staffelei und malt.
Andrée, das schöne, rothaarige Modell, wird dennoch wiederkommen, aus dem Nirgendwo der Stadt aufs Land radeln, um sich malen zu lassen. Wir schreiben 1915. Und es ist der alte, Arthritis-kranke Auguste Renoir (1841–1919), den sie inspiriert und vor dessen Leinwand sie steht, liegt, sitzt und sich bewegt.

„Renoir“, so heißt der Film, genauso gut hätte man ihn „Die Rothaarige“ nennen können. Denn ebenso wie der Maler, den alle hier demütig „Der Meister“ nennen, steht auch sein Modell im Mittelpunkt des Künstlerporträts.

Farbenglut

Dabei wollte er das ja überhaupt nicht sein: ein Künstler. „Arbeiter der Malerei“, nannte er sich stattdessen. Als Bemaler von Porzellan-Tellerchen hat er begonnen. „Ich will den Menschen mit meiner Malerei Freude bereiten. Unglück gibt es ohnehin genug.“ Tatsächlich hat Renoir das Unglück gekonnt in seinen Bildern ausgespart. Und das mitten im Ersten Weltkrieg. Während rund um ihn herum die Welt unterging, zwei Söhne verschollen sind, seine Frau gerade gestorben ist. Da malt er in seinem Gartenhaus schöne Frauen und blühende Blumen. Zumindest erzählt uns das dieser Film so, der mit Renoir nicht immer unkritisch umgeht.

Eine rothaarige Frau sitzt in einem Kleid in einem Rollstuhl.
Das Schöne, das Magische an Renoirs Malerei ist auch das Schöne, um nicht zu sagen, das Beste an diesem Film hier: die Farben, die glühen und vergehen. Der berühmte Wong-Kar-wai-Kameramann Mark Ping Bing Lee hat mit viel Technik virtuos einen Film gemalt.

Es grünt so grün in vielen Grüns, wenn Renoir Picknick macht und sich über Wald und Wiese und Fluss in seinem Rollstuhl tragen lässt (obwohl er, wie der Film erzählt, gehen kann).

Inhaltlich hätte mehr Verdichtung gut getan: Man bleibt gefahrlos bei gepflegter Nacktheit & wohlerzogenem Arthaus. Wenn Andrée einmal mault: „Er malt mich immer dicker als ich bin“, wird der Film auf den Punkt gebracht. Für Renoirs oft saftige, fleischige Frauen posieren hier dem Zeitgeist gehorchend allzu schlanke, moderne Models. In Andrée verliebt sich jedenfalls der kriegsverletzte Sohn Jean Renoir, der später Frankreichs legendärer Filmregisseur werden sollte. Mit Filmen wie „Die große Illusion“ zeigte zumindest er nicht nur die Schönheit im Leben.

KURIER-Wertung: **** von *****

Info: Renoir. F 2013. 111 Minuten. Von Gilles Bourdos. Mit Michel Bouquet, Christa Théret, Vincent Roittiere.

Tom Cruise hat Albträume. Jede Nacht durchbohren Erinnerungssplitter vom Empire State Building seinen Schlaf. Und das Gesicht einer lächelnden Frau. Doch wenn er aufwacht, findet er sich in seinem sterilen, weißen Designerhaus wieder. Dieses schwebt einige Tausend Meter über der Erde; und darunter liegt eine von Aliens zertrümmerte Welt.

Tom Cruise zielt mit einer Waffe in einer Szene aus dem Film „Oblivion“.
Tom Cruise "Oblivion"
Mit „Tron: Legacy“ hat Regisseur Joseph Kosinski in Hollywood seine Visitenkarte als Spezialist für virtuelle Welten abgegeben. Mit„Oblivion“tritt er nun den Beweis dafür an, dass er in seinem Leben schon sehr viele Science-Fiction-Filme gesehen hat. Diese weiß er nun munter zu zitieren – vom „Planet der Affen“ bis hin zu „2001 – Odyssee im Weltall“. Aber bekanntlich ist ja alles schon mal da gewesen – und selbst Tom Cruise findet sich plötzlich mit mehreren Doppelgängern konfrontiert.

Offensichtlich aber strebt Kosinski nicht Originalität an. Genussvoll jagt er seinen Star in sämtlichen Cruise-Posen – von „Top Gun“ bis „Mission: Impossible“, sprich: Motorradfahren und Flugshow – durch die post-apokalyptische Landschaft. Das ließe sich vielleicht noch hinnehmen. Denn auf der Erde sieht es eindrucksvoll wüst aus: Der Turm des New Yorker Wahrzeichens, Brückenpfeiler oder verrostete Flugobjekte ragen aus schwarzen Sandwüsten. Dorthin unternimmt Cruise als Drohnen-Techniker Jack Harper letzte Kontrollbesuche, ehe er sich mit seiner Partnerin (Andrea Riseborough) ins All zurückziehen will.

Doch wenn Harper dann dem Ruf seiner messianischen Mission zur Rettung der Erde folgt, wird die hohle Erzählung zunehmend unerträglich. Mit großem Getöse nimmt er mit einer Gruppe Aufständischer den Kampf gegen eine totalitäre Verschwörung auf. Anstrengende Actionsequenzen im musikalischen Symphoniegewitter folgen – und langweilen. Und mit dem Auftauchen der Frau aus Harpers Träumen (Olga Kurylenko) verabschiedet sich die Geschlechterpolitik in die Fünfzigerjahre. Denn was wünscht sich der Mann auch in Zukunft, wenn er nach Hause kommt? Einen Schrebergarten mit Frau, Kind und Bio-Tomate.

KURIER-Wertung: ** von *****

Info: Oblivion. USA 2013. 126 Min. Von Joseph Kosinski. Mit Tom Cruise, Olga Kurylenko, Andrea Riseborough.

Er war „schwer erziehbar“ und „renitent“, betont der deutsche Malerstar Georg Baselitz mehrmals in dieser Dokumentation, die aus Anlass seines 75. Geburtstags in die Kinos kommt. Der Wilde von einst ist in diesem recht konventionell erzählten Künstler-Porträt allerdings nur in Spuren vorhanden. Eva Schels zeigt den etwas altersmilden, arrivierten Künstler, der wohl noch mit beachtlicher Kraft malt und Holzskulpturen mit der Motorsäge schnitzt, sonst aber teils selbstkritisch, teils wehmütig auf verpasste Chancen zurückblickt. Vor allem der versäumte Kontakt mit seiner Familie scheint ihn zu schmerzen. Durch diese persönliche Geschichte eröffnet der Film dann doch recht unerwartete Einblicke.

KURIER-Wertung: **** von *****

Info: Doku-Baselitz – Ein deutscher Maler. D 2013. 110 Minuten. Von Eva Schels. Mit Georg und Elke Baselitz.

"Thor – Hammermäßiges Abenteuer"

Der Hammer hat an seinem Stielende Gesicht und blaue Augen, und er kann mit Halbgott Thor herzig sprechen: Wie der patscherte Teenager mit dem mächtigen Hammer in Walhalla seinen Vater Odin kennenlernt, ihm gegen Riesen beisteht und so endlich zum Kämpfer und Helden wird, erzählt dieser europäische 3-D-Animationsfilm beherzt für Kinder. Das große Hammerwerfen trifft nicht immer den Nagel auf den Kopf, aber immer, wenn das Werkzeug spricht, ist es ganz lustig.

KURIER-Wertung: **** von *****

Info: Animation: ISL/D 2012. 87 Min. Von Óskar Jónasson, G. Karlsson, Toby Genie.

"Deine Schönheit ist nichts wert"

Drama „Langweilige und routinierte Arthouse-Kost samt bedeutungsschwerem Schweigen und hoffnungsvollen Tagträumen. Der österreichische Film ist vor allem deshalb kaum auszuhalten, weil er mit dem Gestus der guten Tat daherkommt“, schrieb ein deutscher Kritiker harsch auf critic.de.

Nun, das ist ein wenig ungerecht. Handelt es sich bei dem Film des talentierten Hüseyin Tabak doch ursprünglich um seinen Wiener Filmakademie-Abschlussfilm, der nun auf Spielfilmlänge ausgedehnt ins Kino kommt. Dafür ist die kleine Geschichte vielleicht allzu klein und auch ein wenig schwarz-weiß geraten. Aber das kurdisch-türkische Milieu im Wiener Gemeindebau stimmt, und der Bub und Hauptdarsteller, der kein einziges Wort Deutsch spricht, aber für die Schule ein Gedicht lernen muss und sich obendrein zum ersten Mal verliebt, ist einfach ergreifend großartig.

KURIER-Wertung: *** von *****

"Kiss me Coach"

Komödie Gute Schauspieler (wie Gerard Butler oder Uma Thurman) machen noch lang keinen guten Film. Diese Komödie tritt wieder einmal den Beweis an. Vater-Sohn-Geschichte, gepackt in einen Sportfilm (Fußball) bzw. in eine frauenfeindliche Komödie. Ein Film wie von der Reservebank.

KURIER-Wertung: *** von *****

Der Trailer zu "Deine Schönheit ist nichts wert"

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