Der Film war 1989 für Disney ein Neustart, auf den überaus starke Jahre folgten: Mit Neo-Klassikern wie „Die Schöne und das Biest“, „König der Löwen“ und „Toy Story“ wurde eine neue Tonalität gefunden, von der der Konzern beim Kernpublikum bis heute zehrt.
Ein Wrack
Weniger klar war – selbst bei realistischen Erwartungen –, welches seelenlose, zerfahrene Filmwrack die Realverfilmung wird.
Wobei, „Realverfilmung“ ist so eine Sache, wenn es um Meerjungfrauen, sprechende Krabben und eine böse Zauberhexe mit Tentakeln geht: Die Darstellergesichter ragen hier über weite Strecken aus einem Computereffekt-Torso, sodass man nicht weiß, wo die Schauspielerin aufhört und der Trickfilm anfängt.
Insofern ist auch die Aufregung um die Hautfarbe von „Arielle“-Darstellerin Halle Bailey noch einmal ein bisschen, sagen wir mal, absurder. Arielle besteht zur Hälfte aus Fisch, Javier Bardem als ihr Vater König Triton schießt aus einem Dreizack Laserstrahlen und ein Vogel rappt; was das Internet aber fast zum Kollaps brachte, ist, dass die Darstellerin nicht weiß ist.
Dass das überhaupt Thema ist, ergibt sich natürlich auch aus der glattgebügelten Geschichte des Disney-Konzerns; zumindest die größten Diversitätsfehlstellen werden in den Neuauflagen so unauffällig wie möglich beseitigt. Am Schluss von „Arielle“ tauchen Meeresbewohner auf, die aussehen wie die Stock-Fotos zum Einführungskurs „menschliche Vielfalt“.
Vielleicht zur Beruhigung jener, die sich über Meerjungfrauenschwestern aus Asien aufregen, darf Jonah Hauer-King als Eric so Disney-Prinzen-haft aussehen, wie man nur Disney-Prinzen-haft aussehen kann.
Der Film hakt der Reihe nach die Szenen des Originals ab, Sebastian, die Krabbe, singt „Unter dem Meer“, im Boot küssen einander Arielle und Eric beinahe, am Schluss gibt es den – optisch ordentlich veränderten – Showdown mit Hexe Ursula.
Neue Songs
Wohl damit der Kinoticketpreis nicht zu unverschämt wahrgenommen wird, wurde der Film um ein paar Szenen und Songs erweitert; und da ist eigentlich nur beruhigend zu sehen, dass ein Genie wie Komponist Lin-Manuel Miranda („Hamilton“), der die durchwegs großartige Musik zu „Encanto“ geschrieben hat, auch einmal uninspirierte, grenzpeinliche Meterware abliefern kann.
Das ganze Unterfangen hinterlässt letztendlich nur das Gefühl, die teuerst produzierte Fan-Fiction gesehen zu haben, eine Milliardärsparaphrase auf einen guten Film. Wer das nicht traurig genug findet: Es folgen noch Remakes u. a. von „Peter Pan“ (läuft bei Disney +), „Lilo & Stitch“ und „Bambi“.
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