Rekord-Auktion: "Zu teuer" ist keine Kategorie

Auktionator Jussi Pylkkänen beim Verkauf des Picasso-Bildes
Mit 179,3 Millionen erzielte "Femmes d’Alger" einen neuen Spitzenpreis. Es geht noch mehr.

Am Ende applaudierte das Publikum im Saal – doch die Geschäfte wurden am Telefon gemacht: Fünf anonyme Bieter machten am Montagabend (Ortszeit) bei Christie’s in New York das Bild „Les Femmes d’Alger – Version O“, 1955 von Pablo Picasso gemalt, zum neuen teuersten Kunstwerk, das je bei einer Versteigerung den Besitzer wechselte.

Der Hammer von Auktionator Jussi Pylkkänen fiel bei 160 Millionen US-Dollar, inklusive Prämien hatte der Käufer 179.365.000 US-Dollar (160.276.188 €) zu berappen. Wenig später erzielte die Skulptur „L’homme au doigt“ (Zeigender Mann) von Alberto Giacometti (1947) einen Preis von 141.285.000 US-Dollar (126.248.829 €) – der höchste je bei einer Auktion bezahlte Preis für eine Skulptur und ein neuer Rekord für den Künstler, der bisher schon der teuerste Bildhauer am Markt war. Insgesamt wurden bei der Auktion 705,8 Millionen Dollar (630,7 Mio. €) umgesetzt.

"Kuratierte" Auktion

Christie’s hatte für den Verkauf des Picasso-Gemäldes extra ein neues Auktionsformat „erfunden“: Sind die Versteigerungen gewöhnlich nach Epochen in die Bereiche „Impressionismus & Moderne“ und „Kunst seit 1945“ („Postwar & Contemporary“) getrennt, so mischte man diesmal die Sparten durcheinander und tat so, als würde man eine Museumsausstellung verkaufen.

Die 35 Lose der Auktion mit dem Titel „Looking Forward to the Past“ sollten allesamt mit „künstlerischer Innovation, die von der Vergangenheit inspiriert wurde“, zu tun haben, ließ Christie’s verlauten. Den Käufern, aber auch den Verkäufern der Kunstwerke suggerierte das Auktionshaus damit, dass sie an einem kunsthistorischen Ereignis teilhaben würden.

Tatsächlich „ Les Femmes d’Alger“ ein unbestrittenes Meisterwerk Picassos: Nach der Vorlage eines berühmten Gemäldes von Eugène Delacroix malte der Künstler in den Jahren 1954 und ’55 insgesamt 15 Versionen des Motivs, die nun versteigerte „Version O“ ist die am besten ausgearbeitete. Die Serie war eine Hommage an Picassos kurz zuvor verstorbenen Rivalen Henri Matisse, der das Motiv orientalischer Frauen lange „gepachtet“ hatte.

1956 kaufte das Ehepaar Victor und Sally Ganz alle 15 Bilder um damals 212.500 US-$. Nach und nach verkauften die Sammler die Gemälde wieder – „ Les Femmes d’Alger – Version O“ wechselte 1997 um 31,9 Millionen US-$ den Besitzer.

Garantierte Summe

Damit dieser Kunstliebhaber – laut Angaben der New York Times ein saudi-arabischer Sammler, der das Bild in London aufbewahrte – das museumswürdige Gemälde wieder hergab, war aber wohl mehr nötig als eine „historische“ Auktion mit einem bedeutungsschwangeren Thema. Und so garantierte Christie’s dem Einbringer eine ungenannte Summe, die wohl in der Region des vorab genannten Schätzwerts von 140 Millionen US- $ lag.

Oft wird dieses Geld von Dritten vorgestreckt, die das Risiko mittragen, aber auch mitkassieren, wenn der Endpreis die Garantiesumme überschreitet. „Femmes d’Alger“ ist dabei nicht das absolut teuerste Bild, das in jüngster Zeit den Besitzer wechselte: Viele Top-Preise wurden bei Privatverkäufen hinter den Kulissen erzielt (siehe Grafik).

Auch wenn die dabei bezahlten Summen nie offiziell bestätigt wurden, so zeigt die Entwicklung doch, dass ein kleiner Kreis von Trophäenjägern bereit ist, für Top-Ware (fast) jeden Preis zu zahlen. Mit der konzertierten Auktion am Montag machte Christie’s seinen Anspruch deutlich, in diesem elitären Spiel mit allen Mitteln mitspielen zu wollen.

Kommentare