Regisseurin: Man erfährt, was King für ein Mensch war

Ava DuVernay: Martin Luther King "war immer schon ein Held von mir"
Ava DuVernay über ihren Film

Ava DuVernay war nicht die erste – und auch nicht die zweite Wahl, um bei dem Film " Selma" Regie zu führen. "Ich war die siebente Wahl", prustet die 42-jährige Afro-Amerikanerin im KURIER-Interview los: "Zuerst hätten weiße Männer Regie führen sollen, dann schwarze, und zuletzt sind sie auf mich gekommen. Ich glaube, denen gingen einfach die Möglichkeiten aus."

Hätte " Selma" es auf eine Oscar-Nominierung für beste Regie gebracht, Ava DuVernay wäre sogar die erste nominierte schwarze Frau in dieser Kategorie geworden. So geht "Selma" "nur" für den besten Film und den besten Original-Song ins Rennen.

DuVernays stimmungsvolles, unpathetisches Porträt ist der erste Spielfilm über das Leben von Martin Luther King und fokussiert auf drei Monate: Von Jänner bis März 1965, als King und seine Mitstreiter die Gleichberechtigung im Wahlrecht für schwarze US-Bürger erkämpften.

Im Mittelpunkt stehen dabei die blutige Auseinandersetzungen in dem kleinen Ort Selma (Alabama) und die Folgen dieses "Bloody Sunday", der im Fernsehen übertragen wurde und die ganze Nation aufrüttelte: "Ich habe unglaublich viel Respekt für Martin Luther King", erzählt die Regisseurin: "Er war immer schon ein Held von mir. Ich habe an der Uni im Hauptfach afro-amerikanische Geschichte studiert und mich sehr viel mit der Bürgerrechtsbewegung beschäftigt. Außerdem ist mein Vater aus Alabama, insofern ist mir die Gegend dort sehr vertraut."

Um ihren Schauspieler die Reden des Bürgerrechtskämpfers sprechen zu lassen, musste DuVernay sie in eigenen Worten neu schreiben: "Es klingt verwunderlich, aber es liegt ein Copyright auf den Reden von Dr. King. Und das hat Steven Spielberg gekauft: Er plant ein Bio-Pic, das dessen Leben von der Wiege bis zum Grab erzählen soll."

Zurück auf die Straße

Das Gegenteil von dem, was DuVernay beabsichtigte, die King nicht als "Denkmal", sondern "emotional" und als "interessanten Menschen" erzählen wollte: "Mir schien es als beste Idee, mich zeitlich einzuschränken, ähnlich wie Spielberg bei ,Lincoln‘ . Wenn mein Film anfängt, hat King bereits seine ,I have a dream‘-Rede gehalten und bekommt gerade den Nobelpreis. Eigentlich hätte er alle Karriere-Optionen, doch er entscheidet sich dafür, zurückzukehren – auf die Straße und zu seinen Mitstreitern. Ich finde, da erfährt man sehr viel darüber, was er für eine Art von Mensch war."

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