"Regimentstochter" an der Staatsoper: Ein Tenor, der auch mit Halsentzündung begeistert

Wenn ein Direktor vor den Vorhang tritt, verheißt das meistens nichts Gutes. Im Fall der ausverkauften Vorstellung von Gaetano Donizettis „Regimentstochter“ an der Wiener Staatsoper gab es keinen wirklichen Grund zur Sorge. Bogdan Roščić informierte lediglich über die Halsentzündung von Juan Diego Flórez.
Doch Flórez, weiß, was er sich zumuten kann, bestach bei der fordernden Partie des Tonio mit schönen Phrasierungen, Schmelz und seinem herrlichen Timbre.

Verständlich, dass der führende Tenor im Belcanto-Fach an diesem Abend das Feuerwerk an hohen Cs nicht mit einem Dacapo der Bravour-Arie „Ah! Mes Amis“ zündete.
Ulknudel
Pretty Yende zeigte bei ihrem Hausrollendebüt die Marie als veritable Ulknudel, nützte Laurent Pellys komödienhafte Inszenierung, stampfte und schimpfte wie ein Lausbub und distonierte mit Lust. I

hre Koloraturen sang sie mit einer frechen lässigen Leichtigkeit. Adrian Eröd, ein Luxus-Sulpice, führte seinen Bariton präzise. Stephanie Houtzeel outrierte als Marquise von Berkenfield.
Die Chance, mit der Herzogin von Crakentorp zu punkten, ließ man aus. Die Duchesse, die meistens mit großen Sängerinnen besetzt ist, die mit einer Gesangseinlage auftrumpfen, war auf eine reine Sprechrolle reduziert, was Marianne Nentwich nur knapp über die Wahrnehmungsgrenze verwies.
Der Chor der Wiener Staatsoper agierte sehr gut.
Dirigent Michele Spotti ging bei seinem Hausdebüt kein Risiko ein. Auf Wienerisch könnte man auch von einem gewissen Schlendrian im „Regiment“ sprechen, aber das kann sich bei den Folgevorstellungen ändern. Hervorzuheben, die philharmonischen Solisten. Viele Bravos.
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