Regiedebüt von Jack Huston: "Typischer Independent-Film-Irrsinn“

Regiedebüt von Jack Huston: "Typischer Independent-Film-Irrsinn“
Schauspieler Jack Huston, Neffe von Anjelica und Enkel von Regielegende John Huston, hat mit dem Film „Day of the Fight“ sein Regiedebüt geliefert.

Sein Name mag dem Kino- und TV-Publikum nicht geläufig sein, sein Gesicht schon. Auch wenn er meist ganz in seinen Rollen versinkt. Jack Huston, 40, spielte Richard Harrow in der von Kritikern bejubelten Serie „Boardwalk Empire“, eine der Hauptrollen in der dritten Staffel von „Fargo“, und spielte Ben Hur und viele Charakterrollen in Filmen wie „American Hustle“, „The Irishman“, „Outlander“ und „House of Gucci.“ Viel bekannter ist sein Nachname: Jack ist der Neffe von Danny und Anjelica Huston, der Urenkel von Walter Huston und vor allem der Enkel des legendären John Huston, Regisseur von u. a. „Der Malteser Falke“, „Der Schatz der Sierra Madre“, „Misfits“ und „African Queen“.

Nun steigt er in die Fußstapfen von John und beweist, dass Talent ganz eindeutig in den Genen liegt. Sein Erstlingswerk als Regisseur, „Day of the Fight“ (Tag des Wettkampfs), die Geschichte eines Boxers, der im Laufe eines Tages, vielleicht seines letzten, seine Fehler mit geliebten Menschen wiedergutmachen will, feierte beim Filmfestival in Venedig fulminante Weltpremiere. Huston schrieb für sein Regiedebüt auch das Drehbuch, kratzte mühsam die Finanzierung zusammen und rief für die Besetzung berühmte Freunde und Kollegen an.

KURIER: Wie war der erste Tag am Filmset?

Jack Huston: Die zauberhafteste Erfahrung, denn ich habe so lange an dem Projekt gearbeitet, und auf einmal war es real. Am ersten Tag drehten wir am Hafen mit Steve Buscemi und Michael Pitt, meinen alten „Boardwalk Empire“-Freunden, und das ist eben immer das Beste – mit Freunden und wahren Kreativen zu arbeiten. Ich habe gut besetzt, jeder spielte die Rolle, die für ihn gemacht war. Ich war im Himmel. Ich habe das von meinem Großvater gelernt: die richtige Besetzung ist die halbe Arbeit.

Steve Buscemi, Joe Pesci, Ron Perlman, Michael Pitt, das sind alles Namen, von denen die meisten Erstlingsregisseure nur träumen können. Wie war es möglich, sie alle zu bekommen?

Ich habe mit allen schon gespielt. Ich musste sie nur davon überzeugen, für praktisch null Gage zu arbeiten!

Sie haben einen berühmten Namen und dennoch war die Finanzierung alles andere als einfach, richtig?

Wir nannten den Film nicht „Day of the Fight“ sondern „Fight of the Day“, denn jeder Tag brachte einen neuen Kampf. Einmal zog sich ein Financier in letzter Sekunde zurück, wir mussten Szenen streichen, dann konnte ein Schauspieler nicht rechtzeitig anfangen, ganz typischer Independent-Film-Irrsinn eben. Aber wir schafften es, und es war einfach wunderbar, wie letzten Endes alles zusammengekommen ist.

Regiedebüt von Jack Huston: "Typischer Independent-Film-Irrsinn“

Sie waren sehr jung, als Ihr Großvater starb. Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Ich schätze mich so glücklich, mit ihm verwandt zu sein, denn er war ein Gigant. Jeder hat eine Geschichte über meinen Großvater. Ja, ich hatte das Glück ihn kennengelernt zu haben. Ich war leider erst fünf, als er starb, aber meine Familie erzählte mir so viele Storys über ihn. Angeblich hätte ich ihn mal fast umgebracht, weil ich auf ihm herumkrabbelte und dabei versehentlich den Sauerstoffschlauch absteckte. Er hatte ja ein Lungenemphysem und konnte ohne Sauerstofftank nicht atmen. Ich bin mit seinen Filmen aufgewachsen, die Liebe fürs Kino liegt mir im Blut. Als Kind war ich verzaubert von Charlie Chaplin und Buster Keaton, von Fred Astaire und Ginger Rogers, ich liebte Komödien, ich liebte das Märchenhafte an dieser Kunstform und tue es immer noch. Mein Lebensziel ist es, Filme zu machen, die andere inspirieren, genau wie die alten Filme mich inspiriert haben.

Glauben Sie, dass Talent vererbbar ist?

Irgendwie muss es mit DNA zu tun haben, denn mein Sohn Cyprus – er spielt eine Rolle in meinem Film – ist die fünfte Generation von Schauspielern in meiner Familie. Ich glaube, damit schlagen wir alle anderen Hollywooddynastien. Es ist großartig, dass er seinen Ururgroßvater im Kino anschauen kann. Cyprus, der jetzt sieben ist, hat definitiv das Talent geerbt. Ich gab ihm Regieanweisungen und er wusste sofort, was er tun sollte. Mir sind die Tränen gekommen, denn ich bin ein Softie.

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