"Ragtime": 50 Solisten, 450 Kostüme und großes Orchester

Eindringliche Rhythmen: Alvin Le-Bass (Coalhouse Walker Jr., Bildmitte) und das Harlem-Ensemble.
Der Musical-Import "Ragtime" als mutige Entscheidung der Oper Graz: Immigration und die Suche nach dem Glück.

Ein bombastisches, sehr gutes Musical fand seinen Weg nach Graz. 22 Jahre nach seiner Uraufführung in Toronto präsentierte die Oper Graz am Samstagabend zum ersten Mal eine Koproduktion der Staatstheater Braunschweig und Kassel.

" Ragtime" ("Zerissene Zeit") ist kein typisches Musical, vielmehr musikalisches Unterhaltungstheater in seiner besten Form. Basierend auf den gleichnamigen Roman von E. L. Doctorow schuf Terrence McNally ein kluges Buch, Stephen Flaherty die durchaus anspruchsvolle Musik.

Metapher

Ragtime ist zunächst ein Musikstil, der Anfang des vorigen Jahrhunderts in Amerika aufkam. In Europa wurde er durch den Film "Der Clou" (The Sting) mit Paul Newman und Robert Redford bekannt. Die am Piano vorgetragenen, simplen Melodien bekam man tagelang nicht mehr aus dem Kopf.

"Ragtime" als Titel dient hier nun als Metapher kaleidoskophaftiger Vermischung von Einzelschicksalen und Anektoten dreier ethnischer Gruppen in New York 1905.

"Ragtime": 50 Solisten, 450 Kostüme und großes Orchester
© Werner Kmetitsch

Alle wollen den amerikanischen Traum von Wohlstand und Glück verwirklichen. Der schwarze Ragtime-Pianist Coelhouse Walker, der um seine soziale Anerkennung kämpft und schließlich als "Michael Kohlhaas" in der Illegalität landet. Der aus Lettland stammende Jude Tateh, der als Filmemacher den Menschen zum Glauben an ihre eigenen Träume verhelfen möchte und einer aus der Oberschicht stammende Familie, deren Mitglieder gänzlich gegensätzliche Wertvorstellungen haben.

Neben der Ragtime-Melodie sind drei Songs bemerkenswert: "Goodbye, My Love", "Wheels of a Dream" und "Make Them Hear You". Aus den zahlreichen Solisten sind Dionne Wudu (Sarah), Monika Staszak (Mutter) und Randy Diamond (Tateh) hervorzuheben, die alle auf hohem Niveau agieren. Chor und Orchester der Oper Graz sind unter der musikalischen Leitung von Robin Engeren blendend einstudiert.

Für eine präzise, unpathetische Inszenierung sorgte Philipp Kochheim, der sich mit diesem nicht einfachen Werk weiterempfiehlt. Großer Jubel!

"Ragtime": Musical von Stephen Flaherty, Lynn Ahrens und Terrence McNally in der Grazer Oper. Nächste Vorstellungen: 14., 20., 21. Jänner, 1., 2., 7., 8., 11., 14. Februar. Noch bis 9. Mai.

Text: Markus Spiegel

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