Rachlin dirigiert temporeich-beschwingt Grieg und Dvořák

Julian Rachlin dirigiert
Trotz Schneller-Werdens präsentierte Julian Rachlin dynamisch das Abschlussprogramm des Herbstgoldfestivals am Sonntag in Wien.

Von Emilia Beutler

Als inoffizieller Abschluss des Herbstgold-Festivals in Eisenstadt dirigierte Intendant Julian Rachlin das Programm des letzten Konzerts am Samstag auch am Sonntag im Rahmen eines Jeunesse-Konzerts im Musikverein. Unter dem Titel „Aus der Neuen Welt“ spielte das norwegische Kristiansand Symfoniorkester energiegeladen Stücke von Dvořák und Grieg unter der Leitung eines eben so beschwingten Dirigenten.

Nach einem klanglich starken und musikalisch fröhlichen Einstieg mit Antonín Dvořáks Karnevals-Ouvertüre folgte Edvard Griegs Klavierkonzert in a-Moll. Die gerade einmal 18-jährige Solistin Alexandra Dovgan, mehrfache Wettbewerbspreisträgerin und gefördert von Grigori Sokolov, bewies dabei erstaunliche Virtuosität und Energie. Doch trotz des mächtigen, actionreichen Charakters des Klavierkonzerts glänzte die junge Pianistin besonders in den ruhigen, emotionalen Stellen des zweiten und dritten Satzes. Noch besser konnte sie das Gefühl für feine, empfindsame Stücke aber durch die Zugabe, einem schnell gespielten Fantaisie-Impromptu Chopins, beweisen. 

Treu dem Motto des Nachmittags wurde nach der Pause Dvořáks neunte Sinfonie gespielt. Rachlin setzte dabei auf eine eher schnelle Interpretation, besonders bei lauten Stellen zog das Tempo ziemlich an, teilweise wohl beabsichtigt, teilweise aber eher nicht. Die Streicher klangen durchgehend wunderschön, fast kitschig, was wahrscheinlich dem Geigen- und Bratschenhintergrund des Dirigenten geschuldet ist. Die Bläser hingegen gingen klanglich neben den lauten Streichern eher unter, was sie dann aber durch einen fulminanten vierten Satz Dvořák wieder gutmachen konnten. Bei der Zugabe, Brahms‘ Ungarischer Tanz Nr. 5, bewiesen Dirigent und Orchester, wieder einmal trotz Schneller-Werdens, ein letztes Mal ihre Mordsgaudi beim Spielen.

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