"Objektiv 2014" geht an Matthias Cremer
Matthias Cremer mit dem Titel "Spindelegger und das Budgetloch".
Schlagkräftige Argumente, eine Engelsgestalt sowie ein Ex-Minister vor Gericht: Zum neunten Mal wurde am Dienstagabend der österreichische Pressefotopreis "Objektiv 2014" verliehen. Gewinner beim von der APA - Austria Presse Agentur und Canon Österreich initiierten Preis war Standard-Fotograf Matthias Cremer. Er konnte sich den Hauptpreis sowie zwei Spartenpreise sichern.
"Nicht wenige seiner Bilder haben selbst Geschichte geschrieben", erklärte KURIER.at-Chefredakteur und "Objektiv"-Juror Christian Skalnik in seiner Laudatio für das beste Politik-Foto. Darauf ist Ex-Innenminister Ernst Strasser im Wiener Justizpalast zu sehen. "Es zeigt wenig, erzählt uns aber viel", sei es für Skalnik doch "journalistisch im besten Sinne des Wortes". Cremer durfte schließlich für ein Foto von Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) vor einer vollgekritzelten Tafel (Stichwort: Finanzkrise) nicht nur den Preis in der Kategorie Wirtschaft, sondern auch den Hauptpreis entgegennehmen.
Alle Gewinnerfotos & Nominierten
Plädoyer für Pressefotografie
Zuvor setzte Skalnik zu einem Plädoyer für Pressefotografie an, die angesichts von Sparzwängen immer stärker unter Druck gerate. Wenn man aber glaube, das geschriebene Wort sei stärker als das Bild, "ist das schlicht und einfach falsch". Beides habe seine Berechtigung und gerade veränderte Leser- und Userbedürfnisse würden die Notwendigkeit für gute Fotos unterstreichen. "Die beste und einzig mögliche Antwort haben aber die Nominierten selbst gefunden: Es ist die Qualität, die sich immer durchsetzen wird."
In dieselbe Kerbe schlug Cremer in seiner Dankesrede für den Hauptpreis: Zwar biete das Internet für Fotografen viele Möglichkeiten, ihre Bilder zu zeigen wie beispielsweise in breit angelegten Fotoblogs. "Aber kaum jemand kann von Fotoveröffentlichungen in Online-Medien leben." Die Nachfrage an guten Bildern steige, während gleichzeitig "alle immer weniger dafür bezahlen wollen". Er sei aber überzeugt, dass "Gratisbilder keine Lösung für die Medienkrise" sein werden. "Ich bin optimistisch: Mit guten Medienprodukten kann auch gutes Geld verdient werden, und gute Fotos gehören zu einem guten Produkt."
Engelskostüm und Opernball
Dass berührende Fotos auch mal ein "Zufallstreffer" sein können, belegte wiederum Jan Hetfleisch mit seinem Siegerbild in der Kategorie Kultur. Es zeigt eine Frau im Engelskostüm auf dem Dach des Atatürk-Kulturzentrums am Taksim in Istanbul. Er hatte das Gefühl gehabt: "Das ist das richtige Bild." Hetfleisch widmete seine Auszeichnung der Pressefreiheit und allen Freelancern, die unter schwierigsten Bedingungen ihrer Arbeit nachgingen.
Ebenfalls über Preise freuen durften sich Andreas Tischler, der eine Schlägerei am Wiener Opernball einfing und damit die Kategorie Chronik für sich entschied, sowie Leonhard Föger. Er lieferte mit einem Bild der Ski-Stars Marcel Hirscher und Anna Fenninger das beste Sport-Foto des Jahres. Als beste Fotoserie wurde "Bok o Bok - Homophobie in Russland" von Fabian Weiß prämiert, der homosexuelle Paare in Russland ablichtete. Insgesamt gab es heuer 507 Einreichungen von 153 Fotografen, wobei die Aufnahmen zwischen 1. April 2013 und 31. März 2014 in einem österreichischen Medium (Print, Online oder Agentur) veröffentlicht worden sein mussten. Der Fotopreis "Objektiv" ist mit insgesamt 24.000 Euro dotiert.
APA-Chefredakteur Michael Lang betonte zum Auftakt der Veranstaltung im Wiener Metropol, dass "Bewegtbild und Pressebild in der digitalen Medienlandschaft ein Zusammensein bewerkstelligen können - nämlich als Miteinander". Pressefotos würden nicht zuletzt Gelegenheit bieten, "hineinzuschauen und relativ viel Zeit mit der Betrachtung zu verbringen". Die APA selbst überlege derzeit, neben Salzburg ein zweites Bildbüro außerhalb Wiens zu installieren.
Mit 24.000 Euro dotiert
Der mit insgesamt 24.000 Euro dotierte Wettbewerb um die besten Pressebilder des Jahres wurde inzwischen zum neunten Mal von der APA und Canon Österreich vergeben. 2014 gab es über 507 Einreichungen von 153 Fotografen. Die eingereichten Aufnahmen mussten zwischen 1. April 2013 und 31. März 2014 in einem österreichischen Medium (Print, Online oder Agentur) veröffentlicht worden sein.
Die Siegerfotos wurden in einem anonymisierten Verfahren von einer Fachjury ausgewählt. Dafür konnten heuer Peter M. Bauer (Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt), Wolfgang Braun (Oberösterreichische Nachrichten), Ruth Eichhorn (Gruner+Jahr), Hannah Hess (epa - european pressphoto agency), Patricio Hetfleisch ( Tiroler Tageszeitung), Jann Jenatsch (Keystone), Michael Lang (APA - Austria Presse Agentur), Erich Lessing (Lessing Archive), Thomas Ramstorfer ( ORF), Peter Saak ( Canon Österreich), Ulrich Schnarr (Landesinnung der Wiener Berufsfotografen), Rainer Schüller (Der Standard) und Christian Skalnik (KURIER) gewonnen werden.
Bewertet werden beim "Objektiv" Thema, Originalität und Motiv - welche Geschichte erzählt das Foto - sowie die technische und gestalterische Qualität der Aufnahmen. Die Sieger der einzelnen Kategorien erhalten Warengutscheine von Canon im Wert von je 3.000 Euro, an den Hauptpreisträger geht zusätzlich ein weiterer Warengutschein über 6.000 Euro.
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