„Ich habe mich mein ganzes Leben lang alleine gefühlt“, sagt er. „Alleine mit der Art meiner Gedanken, alleine mit der Art mich auszudrücken. Dann habe ich mit den ersten Alben in die Welt hinaus gerufen: ,Hallo, geht es jemandem genauso wie mir?’ Millionen von jungen Menschen haben reagiert. Aber wenn man dann berühmt wird, ist es sehr leicht, sich selbst zu verlieren und zu vergessen, woher man kommt und warum man das alles macht, weil man mehr auf das schaut, was die anderen über dich denken. Die Idee hinter dem Tattoo war, mein Manifest über das, woran ich glaube und was ich mit der Musik machen will, auf der Haut zu tragen, dass ich immer daran erinnert werde.“
Ein wenig, erzählt er weiter, hing das auch mit der Pandemie zusammen, mit dem Ausfall der Konzerte und so mit dem fehlenden Kontakt zu seiner Fangemeinde, die er als „Herzstück“ von Yungblud bezeichnet. Denn in Zeiten, in denen alles nur über das Internet lief, sei er verführt gewesen, mehr und mehr Clicks generieren zu wollen, und habe zugelassen, dass die ihm wichtiger als die Musik wurden. Mit dem Album „Yungblud“ ist sich der Brite – zumindest in den Texten – wieder so treu geworden, wie er es zu Beginn der Karriere war.
„Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, das sehr hart und lieblos war“, erklärt er. „Alles war grau und man durfte keine Gefühle zeigen. Bei meinem ersten Album war ich deshalb ein wütender Teenager – wütend über rassistische Ungerechtigkeit, über Kriege und den Brexit. Und wütend über all die Homophobie. Ich wollte eine Sphäre schaffen, wo Teenager hingehen können, wenn sie beim Coming-out Angst vor den Eltern oder vor Mobbing in der Schule haben. Dann bildete sich rund um diese Botschaften eine Fangemeinde, und für das zweite Album griff ich Geschichten auf, die die Fans bewegt haben. Aber dieses neue Album erzählt nur von mir und meiner Jugend.“
Deshalb singt er in Songs wie „Sweet Heroine“ über Drogen-Eskapaden und ein Mädchen, das ihn gerettet hat, und in „Mad“ über seine Panikattacken. In „Boy In The Black Dress“ beschreibt er seine Lebensgeschichte.
Schade ist, dass Yungblud, der bis jetzt auf eine Mischung aus Pop, Punk und Rap gesetzt hat, sich auf diesem Album ganz chartstauglichem Power-Pop widmet. Der erinnert an Acts wie Billy Idol oder The 1975, aber die Rückschau der Texte in die schwierige Jugend übersetzt sich nicht in ein Hörerlebnis, das wie ein leidenschaftlicher Ausdruck von Ängsten, Depressionen und anderen Gefühlen klingt.
Eine der Ausnahmen dabei ist der Song „Die For A Night“, in dem Yungblud sich vorstellt, für eine Nacht tot zu sein.
„Seitdem ich elf Jahre alt war, denke ich immer wieder über den Tod nach, und wie es wäre, wenn ich nicht hier wäre. Eine Zeit lang haben mich diese Gedanken deprimiert, aber das habe ich überwunden. Denn durch meine Fans habe ich gemerkt, dass es etwas sehr Schönes ist, die Botschaft auszusenden, dass es okay ist, deprimiert zu sein, dass es okay ist, das Leben manchmal infrage zu stellen. Das ist eine wunderbare Art, miteinander zu kommunizieren. Dadurch bekommen wir Antworten, manchmal auch mehr und andere Fragen, aber beides ist unglaublich wichtig.“
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