Pixeltänze und Computerträume

Minimalistisch und geordnet zeigt sich der Hauptraum der Secession auf den ersten Blick. Ein Raster von zehn identischen Bildschirmen säumt die Wände des sonst leeren Quaders. Über die Screens flimmern in Endlosschleife kurze Videosequenzen. Darauf eine Mischung aus gefundenem Filmmaterial und grafischen Animationen, auf den ersten Blick zusammenhanglos. Ins Auge fallen Pfeile in rot, grün, blau. Ein schaukelnder Phallus. Eine sich windende Figur. Der Mond. Ihr repetitiver, eingekastelter Tanz wirkt bald hypnotisch.
Es ist Mark Leckeys ersten Einzelausstellung in Österreich, der Titel „We Transfer“ spielt auf den Namen eines Online-Speicher-Dienstes an. Mit dem Internet und Prozessen der digitalen Kommunikation beschäftigt sich der britische Videokünstler, der 2008 den Turner-Preis gewann. Unlängst rühmte ihn der Guardian als „Künstler der Youtube-Generation“ – bemerkenswert vor allem deshalb, weil Leckey letztes Jahr seinen 50. Geburtstag feierte.
Doch seine Biographie lässt ahnen, dass Leckey, der schon 1999 Videos zusammenschnitt und zuvor ein Jahrzehnt scheinbar ratloser Unproduktivität auf sein Kunststudium folgen ließ, sich seiner Generation – den Young British Artists um Damien Hirst – nie richtig zugehörig fühlte. Vielleicht mussten sich die Moden erst ändern, um mit Leckeys Ideen zusammenzufallen.
Hochaktuell

Wenn das unermüdliche Blinken von LED-Schirmen Anlass zur Mediation über den Lichtpunkt als Schnittstelle der digitalen Welt zum Menschen bietet, dann wird der Verdacht laut, dass auch die digitale Vernunft Ungeheuer hervorbringt.
Mark Leckey jagt seine Träume durch den Computer, doch sein persönlicher Bilderkatalog lässt das Medium nicht unberührt, überwältigt manchmal sogar seine Starrheit. Ein tanzender Teenager, eine glitzernden Dragqueen, Pinocchio, der Mond: Sie alle werden Symbole für das Wandelbare, Irrationale, das sich seinen Platz im Raster aushöhlt.
Bis 1. November, Secession.
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