Bunte Welt mit Witz und Seele

Peter Pongratz: „Selbstporträt Badend“, 2013. Oben rechts ein Foto-Porträt des heute 75-Jährigen.
Der Maler Peter Pongratz wird heute 75 Jahre alt. Das Essl Museum zeigt bis 7. Juni eine Retrospektive.

Es ist ein Gewimmel von amorphen Formen und Figuren irgendwo zwischen Gegenstand und Abstraktion, schnell mit dem Bleistift auf weiß grundiertes Papier hingekritzelt, manchmal mit pastelligen Farbtönen ausgefüllt. Über dieses Assortiment schwappt von rechts unten eine Flutwelle aus Primärfarben. Vibrierendes Grün, leuchtendes Rot, sattes Blau gibt den Bleistiftlinien Körper, bringt sie als Elementarteilchen einer energiegeladenen Welt zum Wirbeln. „A Morning In May“, lautet der poetische Titel der Serie, zu der das Gemälde gehört. Sie ist die aktuellste Arbeit des Malers Peter Pongratz, der heute, an einem weiteren Morgen im Mai, seinen 75. Geburtstag feiert. Anlässlich des Jubiläums hat das Essl Museum dem gebürtigen Eisenstädter eine Retrospektive gewidmet. Sie spannt den Bogen von den neuesten Arbeiten zurück bis zu den Anfängen seines Schaffens in den 60er-Jahren, als die ersten Werke in die damals selbst noch junge Sammlung Essl gelangten. 1966 war Pongratz gerade von Graz nach Wien gezogen und hatte sich im Umfeld von gleichgesinnten Künstlerkollegen wie Martha Jungwirth, Wolfgang Herzig und Kurt Kocherscheidt angesiedelt. Wenig später (1968) waren seine Arbeiten als Teil der prägenden „Wirklichkeiten“-Ausstellung der Secession zu sehen. Seitdem hat Pongratz, wie die Essl-Schau veranschaulicht, ein höchst vielfältiges Oeuvre geschaffen. Es ist ein bunter Reigen aus Primitivismen, die Pongratz in allen nur erdenklichen Spielformen faszinieren. Die Schau ist bewusst nicht chronologisch aufgebaut, sondern ordnet Werkgruppen aus fünf Jahrzehnten thematisch an.

„Rohe“ Kunst fasziniert

Ein ständiger Referenzpunkt sind Kinderzeichnungen und die „ungeschulte“ Art Brut, deren Formensprache Pongratz oft imitiert. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch die Arbeiten aus den 70er-Jahren, die Pongratz den „Gentle Tasaday“ widmete: Der derart benannte „Steinzeitstamm“ war damals auf den Philippinen neu „entdeckt“ worden, was sich später jedoch als Schwindel herausstellte. In einem an ozeanische Bildtraditionen erinnernden Stil stellt Pongratz maskierte Figuren mit Speeren und geisterhaft wabernden Körpern dar. Mit einem Augenzwinkern werden diesen modernisierte Variationen auf traditionelle Kultobjekte zur Seite gestellt: Ein Totempfahl aus ausgedienten Haushaltsgegenständen und ein dionyisischer Fruchtbarkeitsgott, der statt mit Weinreben mit Kronkorken geschmückt ist. In früheren Werkphasen, wiederum dürften des öfteren Diagramme aus naturwissenschaftlichen Lehrbüchern als Vorlage gedient haben. Auch religiöse Kitschbilder und Comics wurden zur Inspiration.

Bunter Kosmos

Insgesamt ist Pongratz’ Oeuvre ein bunter Kosmos, in dem animistische Zustände herrschen: Überall tummeln sich zauberhafte Figuren und Wesen oder Objekte. Es ist eine kindliche Welt, in der jedes Ding sich selbstständig machen und zum Leben erwachen kann. Auch mit 75 Jahren zeigt Pongratz dabei keine Ermüdungserscheinungen.

Maler des Innenlebens

Bunte Welt mit Witz und Seele
ABD0017_20150520 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0050 VOM 20.5.2015 - Peter Pongratz auf einem undatierten Archivbild. Am 22. Mai 2015 wird der österreichische Maler 75 Jahre alt. (UNDATIERTES ARCHIVBILD)- FOTO: APA/ESSL MUSEUM/CÉDRICKAUB - +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++

Zur Person

Peter Pongratz, am 22.5. 1940 geboren, war Assistent von Max Weiler und wurde 1968 als Teil der Gruppe „Wirklichkeiten“ bekannt. Sein Werk ist in vielen großen Sammlungen vertreten.

Ausstellungen

Die Retrospektive im Essl Museum, Klosterneuburg, läuft bis 7. 6. (www.essl.museum).

Die Schau „Wirklichkeiten“ im Museum Liaunig, Neuhaus/ Kärnten, würdigt Pongratz ebenfalls umfassend (www.museum-liaunig.at)

- von Daniela Fasching

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