KURIER: „The Last Picture Show“ war Ihr Durchbruch. Der Film hat eine unglaubliche Besetzung. Wie schafften Sie es, all diese jungen Schauspieler zusammen zu bringen, die durch den Film alle zu Stars wurden?
Peter Bogdanovich: Wir suchten nach guten Schauspielern, nicht nach Stars. Obwohl ursprünglich James Stewart die Rolle spielen sollte, die dann an Ben Johnson ging. Ich hätte Stewart fast überredet, aber er passte einfach nicht in die Kleinstadt in Texas, wo der Film spielt. Ben Johnson gewann den Oscar für den Film und Cloris Leachman ebenfalls. Ich habe ihr das vorausgesagt und recht behalten. Ich hoffe, niemand kommt je auf die Idee ein Remake zu drehen. Ich habe einen guten Film gemacht, es gibt keinen Grund für ein Remake.
In den 70ern drehte kaum jemand einen Schwarz-Weiß-Film. Warum Sie?
Ich fragte Orson Welles, wie ich am besten die visuelle Tiefe, die er in „Citizen Kane“ zusammenbrachte, hinkriegen könnte, und er meinte: „In Farbe schaffst du das nie. Weißt du nicht, was man über Schwarzweiß sagt? Schwarzweiß ist der Freund jedes Schauspielers. Jeder sieht besser aus, spielt besser. Nenne mir einen Farbfilm, von dem man das behaupten kann!“ Mir fiel keiner ein.
Danach kam „What’s Up Doc?“ mit Ryan O’Neal und Barbra Streisand.
„What’s Up Doc?“ hatte in der Radio City Music Hall in New York Premiere, dem größten Kino im ganzen Land, 6.500 Sitze. Das Lachen des Publikums rüttelte das Gebäude, es war unglaublich.
Ihr Leben wie eine Hochschaubahn. Wie haben Sie die Tragödien verarbeitetet?
Nach dem Mord an Dorothy Stratton habe ich ein Buch geschrieben, „The Killing of the Unicorn“, das 1983 herauskam und nicht besonders gut aufgenommen wurde, aber es gab mir die Chance, meine Version zu erzählen. Paramount hat die Option auf das Buch kürzlich gekauft, um es zu verfilmen.
Und innerlich?
Ich heiratete Dorothys Schwester Louise Stratton. Wir sind geschieden, aber ich liebe sie sehr. Irgendwie haben wir einander über die Tragödie hinweggeholfen.
Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsfilm?
Nicht „The Last Picture Show“. Das war eine sehr intensive Arbeit, ich war danach ein anderer Mensch, hatte mich in Cybill Shepherd verliebt, mein Leben war explodiert. Ich hatte Spaß bei „What’s Up Doc?“, aber mein Lieblingsfilm ist einer, der ein Flop war, „They All Laughed“ mit Ben Gazzara, Audrey Hepburn und Dorothy Stratten. Wir filmten in New York, meiner Heimatstadt, ich war schrecklich verliebt in Dorothy, Hepburn war bezaubernd. Es war nicht mein bester Film, aber mein liebster.
Ihr Vater war Serbe und Ihre Mutter Wienerin?
Ja. Mein Vater war Pianist und ein brillanter Maler, meine Mutter gestaltete die Rahmen für seine Bilder. Ich wurde in Farbe und Komposition hineingeboren von dem Moment an, in dem ich meine Augen öffnete. Diese künstlerische Umgebung hat mich sicher beeinflusst.
Sie waren auch Journalist und Schauspieler, spielten den Psychiater der Psychiaterin von Tony Soprano in „Sopranos“. Welchen Job liebten Sie am meisten?
Diese beiden Jobs hatte ich vor allem, bevor ich Regisseur wurde. Ich schrieb eine Kolumne im Gymnasium für die Schülerzeitung. Später liebte ich es, Interviews zu machen mit den talentierten Leuten, die ich in Hollywood traf – wie Orson Welles, Alfred Hitchcock und Howard Hawks.
Diese Interviews brachten Sie in zwei Büchern heraus. Was haben Sie noch vor?
Ich möchte ein weiteres Buch mit Interviews herausbringen, „Five American Icons“ – mit Arthur Miller, Lauren Bacall, Kirk Douglas, Jack Nicholson und Clint Eastwood. Ich habe auch ein Theaterprojekt, eine Doku und einen Film über George Gershwin in Arbeit …
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