Packend und zeitgenössisch: Diehl wieder als „Homburg“
Selten gelingt die Inszenierung eines Theaterklassikers so packend und zeitgenössisch ohne plumpe Aktualisierungen wie bei Andrea Breth in Heinrich von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“. Durch herausragende Schauspielerinnen und Schauspieler ist die Aufführung noch dichter geworden. August Diehl, zuletzt als Hamlet gefeiert, überzeugt auch als selbstverliebter Prinz von Homburg, ist hier ein Störenfried in der öffentlichen wie privaten Welt, unberechenbar in seinen Reaktionen. Seine Darstellung größenwahnsinniger Visionen verführt und macht gleichzeitig Angst. Großartig versteht er den zwiespältigen Prinzen fernab eines strahlenden Heldenklischees zu vermitteln.
Peter Simonischek zeigt als Kurfürst von Brandenburg grandios, dass Macht und Willkür als Gegenentwurf zum chaotischen Weltbild Homburgs letztendlich genauso scheitern. In Breths Regie, in der Hierarchien im männlichen Wertesystem in Kriegszeiten entlarvt werden, widmet er sich dem Genuss einer Karotte und liest Zeitung, während seine Kriegsherren auf lebenswichtige Entscheidungen warten: ein gespenstisches Szenario, das zwar vergangene Kriege behandelt, aber bei Breth auch furchtbare Vorzeichen für nachfolgende Weltkriege ahnen lässt.
Die Offiziere verstricken sich im Netz der beiden Charismatiker. Darunter gestaltet Udo Samel den unterwürfigen Feldmarschall Dörfling, Hans-Michael Rehberg gibt einen berührenden Oberst Kottwitz, Roland Koch den aufstrebenden Grafen Hohenzollern.
Mit Kalkül greifen die drei Frauen bei Hof ins Geschehen ein:
Andrea Clausen als Kurfürstin, Elisabeth Orth als Gräfin Bork und Pauline Knof als den Prinzen liebende Prinzessin Natalie zeigen Gefühl und Stärke.
KURIER-Wertung:
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