P183: Street Art als Waffe

Europäische und amerikanische Medien bezeichnen P183 als "russischen Banksy" oder als "Bankski". Er selbst hasst den Vergleich mit dem bekannten Street Art-Künstler aus Bristol und meint dazu nur, dass es in Russland schon lange vor Banksy Street Art gegeben hat.
Aber wohl keine derart provokante, wie die von P183, der auch schon mal einen Molotov-Cocktail an eine Brücke wirft (siehe Bilder), um seinem Kunstwerk die nötige Intensität zu geben. P183 heißt im normalen Leben Pawel, ist 28 Jahre alt und verziert Russlands Straßen seit er vierzehn ist. Den Künstlernamen gab er sich, weil "mir die Zahl 183 unglaublich oft im Leben unterkommt. Auf Tickets, bei Telefonnummern, Hausnummern, Rechnungen, Seriennummern und so weiter. Und ich bin auch noch am 11.8.1983 geboren, also habe ich mich entschlossen, diese Zahl zu verwenden."
Angefangen hat P183 mit einfachen Gedichten, die er an Hauswände sprayte. "Der Ort hat das Gedicht illustriert. So habe ich die ersten Installationen geschaffen, bei denen die Stadt selbst zur Installation wurde." Aus den Gedichten wurden Bilder, Installationen und Aktionen, die auch der russischen Polizei und dem Geheimdienst FSB aufgefallen sind. Mit dem FSB hatte er wegen eines Videos Ärger, das der Russe 2005 veröffentlichte. Das sei aber mittlerweile gegessen, meint Pawel, "aber die Probleme mit der Polizei hören nie auf."
"Ich sehe mich nicht als politischer Künstler"

Trotz dieser eindeutigen politischen Nachricht, sieht sich P183 nicht als politischer Künstler. Aber "diese Probleme beunruhigen mich genauso, wie jeden anderen Menschen auch, der in Russland lebt. Ich suche überall die Wahrheit und ich kann Lügen und Ungerechtigkeiten nicht ausstehen. Und die Machthabenden haben viele Laster." Pawel will sich auch nicht direkt zu Putin und den restlichen Staatsführern seines Landes äußern, er will, dass seine Kunst für sich spricht.
Eine klare politische Meinung hat er trotzdem, auch wenn das Fernsehen einer seiner größten Feinde zu sein scheint: "Das Problem sind immer die Machthabenden und die Politik. In Russland tauchen auf wundersame Weise immer neue Leute auf, aber nichts ändert sich. Solange der Staat nicht aufhört die Gier, Dummheit und Widerwärtigkeit seines Volkes zu fördern, wird sich in diesem Land gar nichts ändern. Es gibt wenig Gescheite, die unabhängig sind. Sie muss man fördern und lenken. Aber unser Fernsehen zeigt nur Widerwärtigkeiten, Plattitüden und Ausschweifungen."
Während P183 als Einzelkämpfer unterwegs ist, treibt die Künstlergruppe "Voina" (Krieg) im Kollektiv ihr künstlerisch-rebellisches Unwesen. Die Gruppe sieht sich als Kunstaktivisten, die im Kampf mit dem russischen System stehen. Pawel gehört nach seiner Aussage nicht dazu, denn "ich bin kein Aktivist, sondern eher Künstler oder sogar Regisseur."
Kann Street Art etwas verändern?
Die Ideen für seine Werke zieht Pawel aus Gesprächen mit den Menschen auf der Straße. Probleme und "Unregelmäßigkeiten", wie er es ausdrückt, verarbeitet er satirisch. Angst vor schwierigen sozialen Themen hat er nicht, er will sie aufzeigen und den Menschen vorführen.
P183 sieht seine Kunst als Waffe, die dem Fernsehen Paroli bieten kann. "Wenn der Fernseher jedes beliebige Gehirn waschen kann, dann kannst du auf der Straße auf Ereignisse reagieren wie du willst, allen sagen, was du denkst und so deine Gedanken teilen."
P183 jüngster Streich
Sein jüngster Streich führte in der vergangenen Woche zu einem Polizeieinsatz. P183 montierte an einer Brücke einen überdimensionalen Space Invader (Video), der sich hin und her bewegte, und mit einem roten Laser die darunter durchfahrenden Autos "abschoss". Die Polizei griff ein, da sie dachten, es handle sich dabei um eine Bombe. Gegenüber dem Fernsehsender RT sagte P183: "Ich bin schockiert über die Reaktion der Polizei. Wer kann einen zwei Meter breiten Space Invader mit einer Bombe verwechseln?"
Bisher war Pawel nur in Russland tätig, aber gegenüber KURIER.at meinte er: "In diesem Sommer habe ich vor ein paar Mal in Europa herumzureisen. Da hole ich dann alles auf..."
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(Erstmals erschienen am 22.4.2012)
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