Mächtig, im tiefen Blech begann das Hauptthema, wurde dann von den tiefen Streichern übernommen und erklang schließlich im ganzen Orchester, bis sich der „Zorn Gottes“ über uns alle in gewaltigem Fortissimo ergoss. Mit diesem gleichnamigen Auftragswerk der Osterfestspiele der 91-jährigen Sofia Gubaidulina startete das erste Orchesterkonzert im Großen Festspielhaus. Das aus vielen Unisono-Passagen bestehende Werk mit relativ einfachen Strukturen, das auch Motivisches etwa von Schostakowitsch und Beethoven heraushören ließ, das aber ebenso vor bohrender Penetranz nicht zurückschreckte, wurde vom Gewandhausorchester unter ihrem Chefdirigenten Andris Nelsons hochkonzentriert und packend wiedergegeben.
1884 fand die Uraufführung der 7. Symphonie von Anton Bruckner von diesem Orchester in Leipzig statt. Grund genug, es bei der zehntägigen Salzburger Festspielresidenz des traditionsreichen Klangkörpers aufzuführen. Nelsons ließ nach einem recht langsam zelebrierten ersten Satz die einzelnen Phrasen bei den prächtig aufspielenden Musikern ausschwingen und mit großer Suggestivkraft musizieren. Dabei verstand er es blendend, mächtige Spannungsbögen aufzubauen und die Dynamik auszureizen.
Unter dem Eindruck des Todes des von Bruckner hoch verehrten Idols Richard Wagner entstand das Adagio dieser Symphonie. Besonders die Coda dieses zweiten Satzes gehört wohl zu den ergreifendsten Momenten der Orchestermusik überhaupt: Die Feierlichkeit und die Weltabgewandtheit des Hauptthemas, wurde mit seiner ganzen Farbigkeit und Innigkeit, wie auch die übrigen Sätze der Symphonie, im besten Sinn des Wortes zelebriert.
Tags darauf: „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms im Großen Festspielhaus. Julia Kleiter sang den Sopranpart mit betörend schönen Tönen aber etwas schwer verständlich. Christian Gerhaher, auch als exzellenter Wolfram in Wagners „Tannhäuser“ zu erleben, ließ hingegen seinen edlen Bassbariton exemplarisch wortdeutlich erklingen. Ein Ereignis: Der Chor des Bayrischen Rundfunks (Einstudierung: Howard Arman) mit feinsten Piani aber auch kraftvoll und dabei immer ausgewogen.
Auch hier schlug Andris Nelsons beim Gewandhausorchester langsame Tempi an. Er wusste aber einen Farbenreichtum zu erzeugen, modellierte subtile Phrasen ebenso wie packende Steigerungen gekonnt heraus. Der tiefe Ernst gepaart mit Poesie wirkte erschütternd aber auch besänftigend.
An beiden Abenden viel Applaus.
Kommentare