Die Kunst und die Liebe sind stärker als der Tod
Die Kunst und die Liebe sind stärker als der Tod“, sagte der künstlerische Leiter Marc Minkowski und widmete die Opernpremiere der heurigen Mozartwoche dem kürzlich verstorbenen Dirigenten Claudio Abbado.
Wie passend zur Azione teatrale „ Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck. Und das, obwohl der von der Regie hinzugefügte, personifizierte Tod (von Uli Kirsch eindringlich gespielt) bei dieser Inszenierung als Zieher der Schicksalsfäden omnipräsent ist. Und anfänglich wie der Sieger aussieht: Schon bei der Ouvertüre lässt er Euridice zusammenbrechen und sterben. Und im Hades wagt er sogar ein eng umschlungenes Tänzchen mit ihr.
Letztlich lädt der doch stärkere Amor, ein weiterer schicksalhafter Strippenzieher, ihm die Weltkugel auf die Schultern, was ihn zusammenbrechen lässt. Die Liebe hat gesiegt und Euridice wird zum zweiten Mal zum Leben erweckt.
Insgesamt gelingt Ivan Alexandre eine nicht unbedingt bewegungsfreudige, aber ungemein feinsinnige Inszenierung in geschmackvollen Bühnenbildern und Kostümen von Pierre-André Weitz. Da werden in hintereinander gereihten, immer kleiner werdenden Bilderahmen die einzelnen (Zwischen-)Welten der Geschichte zwischen Elysium und Hades vorgeführt. Und mit ungemein meditativen Schattenbildern in überwiegend düster gehaltenen, teils goldigen Farben garniert. Dabei sind alle Figuren liebevoll, detailreich und auch symbolhaft ausgeformt.
Szenenfotos der Oper
Schwärmen
Und dann gibt es da eine Realisierung von Glucks dunkler, emotionsgeladener Musik, bei der man unwillkürlich ins Schwärmen gerät: Bei den Musiciens du Louvre Grenoble, vereint mit Musikern des Mozarteum-Orchesters unter Marc Minkowski, hört man frische Lebendigkeit, eleganten Glanz, farbenreiche Klangmischungen wie auch feine Lyrismen.
Selten hat man den griechischen Sänger so ideal besetzt erlebt wie hier von Bejun Metha: Mit beseelter Schönheit, wunderbarer Phrasierung und Schwerelosigkeit, feinster Sensibilität und Differenziertheit im Ausdruck erklingt sein Countertenor.
Ebenfalls sehr empfindsam hört man Camilla Tilling in der kleineren Partie der Euridice. Ana Quintans singt den Amor sauber und flexibel. Herrlich ausbalanciert ist der Salzburger Bach-Chor (Einstudierung: Alois Glaßner), der teilweise aus kleinen, schwarzen Bühnenlogen heraussingt.
Riesenjubel für eine rundum gelungene Produktion, die später nach Grenoble und nach Bremen übersiedeln wird.
KURIER-Wertung:
Ausblick auf 2015
Schubert, Mozart und Pferde
Bei der Mozartwoche 2015 (22.1.–1.2.) wird Schuberts Oper „Alfonso und Estrella“ (mit Genia Kühmeier) konzertant aufgeführt. Dazu Konzerte der Wiener Philharmoniker unter Maazel, Orozco-Estrada und Hengelbrock sowie u.a. András Schiff, Diana Damrau, Christine Schäfer. Erstmals im Programm: eine Pferdechoreografie des Performance-Shootingstars Bartabas in der Felsenreitschule.
Verlängert
Der Vertrag von Marc Minkowski als künstlerischer Leiter wurde bis 2017 verlängert.
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