Die Kunst und die Liebe sind stärker als der Tod

Auf einer Bühne hält ein Mann einen anderen mit Skelett-Bemalung an der Hand, während eine Frau am Boden liegt.
Riesenjubel für die Premiere von "Orfeo ed Euridice" bei der Salzburger Mozartwoche.

Die Kunst und die Liebe sind stärker als der Tod“, sagte der künstlerische Leiter Marc Minkowski und widmete die Opernpremiere der heurigen Mozartwoche dem kürzlich verstorbenen Dirigenten Claudio Abbado.

Wie passend zur Azione teatrale „ Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck. Und das, obwohl der von der Regie hinzugefügte, personifizierte Tod (von Uli Kirsch eindringlich gespielt) bei dieser Inszenierung als Zieher der Schicksalsfäden omnipräsent ist. Und anfänglich wie der Sieger aussieht: Schon bei der Ouvertüre lässt er Euridice zusammenbrechen und sterben. Und im Hades wagt er sogar ein eng umschlungenes Tänzchen mit ihr.

Letztlich lädt der doch stärkere Amor, ein weiterer schicksalhafter Strippenzieher, ihm die Weltkugel auf die Schultern, was ihn zusammenbrechen lässt. Die Liebe hat gesiegt und Euridice wird zum zweiten Mal zum Leben erweckt.

Insgesamt gelingt Ivan Alexandre eine nicht unbedingt bewegungsfreudige, aber ungemein feinsinnige Inszenierung in geschmackvollen Bühnenbildern und Kostümen von Pierre-André Weitz. Da werden in hintereinander gereihten, immer kleiner werdenden Bilderahmen die einzelnen (Zwischen-)Welten der Geschichte zwischen Elysium und Hades vorgeführt. Und mit ungemein meditativen Schattenbildern in überwiegend düster gehaltenen, teils goldigen Farben garniert. Dabei sind alle Figuren liebevoll, detailreich und auch symbolhaft ausgeformt.

Szenenfotos der Oper

Ein Mann kniet neben einer leblosen Frau, umgeben von roten Rosen.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Ein Mann mit Weste steht auf einer Bühne vor einem grauen Hintergrund.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Ein Mann mit Skelettbemalung und eine Frau in einem schwarzen Mantel stehen auf einer Bühne.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Bühnenszene mit Schauspielern in Kostümen vor einem schwarzen Bühnenbild mit goldenen Rahmen.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Frau und ein Mann stehen vor einem hellen Licht, überragt von einem großen Schatten.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Ein Mann mit Augenbinde kniet über einer Frau auf einer Bühne mit Rosen.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Ein Mann streckt seine Hand nach dem Schatten einer anderen Person aus.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Frau in einem schwarzen Kostüm wird von einer Person mit Skelett-Make-up umarmt.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Theaterszene mit einem Mann mit Engelsflügeln und zwei weiteren Schauspielern.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Frau mit theatralischem Make-up und einem schwarzen Mantel steht auf einer Bühne und gestikuliert.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Theaterszene mit einem Mann im Skelettanzug, einer Frau mit Apfel, einer Frau und einem Mann im Anzug.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Eine Szene aus einer Opernaufführung mit einem Mann im Vordergrund und zwei Figuren im Hintergrund.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Auf einer Bühne halten ein Mann und eine Frau Händchen, während riesige Schatten auf eine Leinwand projiziert werden.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"
Auf einer Bühne hält ein Mann einen anderen mit Skelett-Bemalung an der Hand, während eine Frau am Boden liegt.

MOZARTWOCHE 2014: FOTOPROBE "ORFEO ED EURIDICE"

Schwärmen

Und dann gibt es da eine Realisierung von Glucks dunkler, emotionsgeladener Musik, bei der man unwillkürlich ins Schwärmen gerät: Bei den Musiciens du Louvre Grenoble, vereint mit Musikern des Mozarteum-Orchesters unter Marc Minkowski, hört man frische Lebendigkeit, eleganten Glanz, farbenreiche Klangmischungen wie auch feine Lyrismen.

Selten hat man den griechischen Sänger so ideal besetzt erlebt wie hier von Bejun Metha: Mit beseelter Schönheit, wunderbarer Phrasierung und Schwerelosigkeit, feinster Sensibilität und Differenziertheit im Ausdruck erklingt sein Countertenor.

Ebenfalls sehr empfindsam hört man Camilla Tilling in der kleineren Partie der Euridice. Ana Quintans singt den Amor sauber und flexibel. Herrlich ausbalanciert ist der Salzburger Bach-Chor (Einstudierung: Alois Glaßner), der teilweise aus kleinen, schwarzen Bühnenlogen heraussingt.

Riesenjubel für eine rundum gelungene Produktion, die später nach Grenoble und nach Bremen übersiedeln wird.

KURIER-Wertung:

Ausblick auf 2015

Schubert, Mozart und Pferde

Bei der Mozartwoche 2015 (22.1.–1.2.) wird Schuberts Oper „Alfonso und Estrella“ (mit Genia Kühmeier) konzertant aufgeführt. Dazu Konzerte der Wiener Philharmoniker unter Maazel, Orozco-Estrada und Hengelbrock sowie u.a. András Schiff, Diana Damrau, Christine Schäfer. Erstmals im Programm: eine Pferdechoreografie des Performance-Shootingstars Bartabas in der Felsenreitschule.

Verlängert

Der Vertrag von Marc Minkowski als künstlerischer Leiter wurde bis 2017 verlängert.

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